Michael Landon ist mit der US-amerikanischen Fernsehkultur fest verwachsen: erst war er Joe Cartwright in "Bonanza", danach der Vater in "Unsere kleine Farm" und schließlich Jonathan Smith, der "Engel auf Erden", Landons letzter großer TV-Produktion, deren Staffel drei komplett als Box nun erhältlich ist.

Als Engel Jonathan Smith reist Landon in Begleitung des ehemaligen Polizisten Mark (Victor French) umher und bewirkt Gutes für die Menschen. Alles im Auftrag der "Bosses", der den beiden ihre Aufträge erteilt.
Dabei gibt es selten großen Hokuspokus, sondern viele Gespräche, ein offenes Ohr für jeden und manchmal auch nur einen kleinen Anstoß in die richtige Richtung.
Mit seiner konsequenten Einstellung, an das Gute zu glauben und immer überzeugt zu sein, dass man Gutes bewirken kann zieht Jonathan den oftmals verdutzten und manchmal auch fast resignierenden Mark mit sich. Ein ums andere Mal wird das Leben anderer Menschen in die richtigen Bahnen gelenkt oder schlichtweg gerettet. Der "Boss" verhält sich bei seinen Aufträgen mal mehr und mal weniger kryptisch. Mitunter bleibt er völlig schweigsam und Jonathan und Mark müssen sich eigenständig vorantasten. Ein anderes Mal erfährt Jonathan ganz genau, um wen es geht und inwiefern dieser Person geholfen werden soll.
Der "Boss" ist somit - nüchtern betrachtet - ein Plot Device, um eine Handlung in Gang zu bringen, wenn sie sich nicht per se ergeben will. Aber dieses Mittel wird in durchaus akzeptablem Maße eingesetzt.

Die in den Folgen erzählten Geschichten stammen aus der Feder von Landon selbst und sind zumindest nicht so eingleisig, wie man es von einer Serie der 80er erwartet hätte. Gelegentlich gibt es Subplots oder kleine Nebenstränge, die die eigentliche Handlung sinnvoll und logisch berühren. Manchmal wächst sich ein Fall aufgrund seiner Eigendynamik zu einer fast gänzlich neuen Problematik aus. So etwa in der Pilotfolge der Staffel "Auch Liebe ist ein Pflegefall", in welcher Jonathan und Mark als Trainer bei einem Sportfest für behinderte Kinder mitwirken. Der kleine Todd ist sehr verschlossen, doch Jonathan schafft es, mit der Hilfe des im Rollstuhl sitzenden Anwalts Scotty, den Jungen zum Mitmachen zu bewegen. Aus der Freundschaft zwischen Todd und Scotty erwächst Todds Wunsch von Scotty und dessen Frau adoptiert zu werden, was sich zunächst Scotty reiflich überlegen muss. Das verstört Todd wiederum sehr. Als Scotty und seine Frau sich dann entschließen, Todds neue Eltern sein zu wollen, stellen sich Todds leibliche Eltern, die ihn in eine Pflegeeinrichtung gegeben haben, quer.
Hieran sieht man, dass die einzelnen Folgen mitunter einer beachtliche inhaltliche Breite gewinnen können. Man muss auch anerkennen, dass Landon sich nicht scheut, Themen wie geistige Behinderung aufzugreifen und mit Betroffenen zu drehen.

Von der Atmosphäre der Serie her hält man sich konstant an die grundlegende Rezeptur: ein wenig augenzwinkernder Humor, ein wenig Spannung, viel menschliches Drama und der Sieg von Hoffnung und Vertrauen. Auch wenn die Fälle sich mitunter stark voneinander unterschieden, stellen Jonathan und Mark zwei unveränderliche Konstanten dar. Somit gibt es bei diesen beiden keine Überraschungen.

Die sechs DVDs der Staffel drei sind jeweils zu Paaren in Slimcases gelagert, welche allesamt in einem Schuber stecken. Ein wenig schade ist, dass die Innenseite der jeweiligen DVD-Cover mit Werbung für andere Serien geschmückt ist. Zudem ist der Aufdruck der DVDs englisch.
Bonusmaterial gibt es nicht in einer gesonderten Sektion, sondern direkt in den Folgen. So kann es vorkommen, dass ein Teil einer Szene englisch mit deutschem Untertitel ist, bis dann die deutsche Synchronisation einsetzt. Alle Folgen liegen demnach in der ungekürzten Originalversion vor, weshalb kurze Teile manchmal nicht synchronisiert sind.
Die zuvor angesprochene Folge "Auch Liebe ist ein Pflegefall" war ursprünglich eine Doppelfolge, welche bei der Aufbereitung für das deutsche Fernsehen zu einer einzigen Folge zusammengeschnitten wurde. Auf der ersten DVD liegen neben der deutschen Version beide Teile in ungekürzter Originalversion vor.

Auch wenn die Welt von Michael Landon manchmal etwas zu wattig sein mag, ist "Ein Engel auf Erden" trotzdem ein Stück Fernsehgeschichte und hat durch seinen bodenständigen Charme und den zart angekitschten Optimismus, der die Serie beseelt sicherlich so manchen Fan. (mp)

Wertung: (5 von 10 Punkten)