Urlaubsgrüße aus dem Unterhöschen

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Datum: 12.12.2009 | VÖ: 20.11.2009 | Herausgeber: WVG Medien | Kategorie: Film

Die Münchner Produktionsfirma TV13 war neben Alois Brummer mit seiner eigenen Kinoproduktionen und Rapid Film, die sich verstärkt den Report-Filmen gewidmet haben, die wichtigste Filmfirma in den 70er Jahren, die das Publikum mit Sexfilmen versorgt hat. Während sich Alois Brummer hauptsächlich den Lederhosenfilm und den seichten Sexkomödien verschrieben hat, konzentrierte sich Rapid-Film auf die Report-Filme, die stets versuchten, ein seriöses und ernsthaftes Flair zu vermitteln. TV13 kann man genau dazwischen ansiedeln. Horst Hächler, der die Firma im Jahr 1971 gründete, bediente sich jeweils bei genau den Themen, die offensichtlich gut beim Publikum ankamen. So schaffte er es mit der Hausfrauen-Report-Reihe, die die Schulmädchen-Reporte als Vorbild hatte, eine ernstzunehmende Report-Film-Konkurrenz zu Rapid-Film ins Leben zu rufen. Aber auch vor normalen Spielfilmen, Horrorfilmen, einfachen Sexfilmchen und auch den Lederhosenfilmen machte Hächler nicht halt. Dabei schaffte er es, diese Filme meist mit sehr guten Schauspielern und Sympathieträgern zu besetzen und auch für den Filmstab fähige Leute zu engagieren.

Ein gutes Beispiel ist der Lederhosenfilm "Urlaubsgrüße aus dem Unterhöschen", der einer der wenigen Filme dieser Couleur von Horst Hächler war. Lediglich die Sex-Komödie "Blutjung und Liebeshungrig" aus dem Jahr 1972, mit dem unvergessenen Paul Löwinger, ging in diese Richtung. Diesmal wurde Franz Muxeneder für die Hauptrolle engagiert. Auch er ist ein "Original" und macht den Streifen unabhängig vom Inhalt und der Inszenierung interessant. Aber auch die anderen Beteiligten können sich sehen lassen: August Rieger hat das Drehbuch geschrieben, der erfahrene Kameramann Klaus Beckhausen war für die Filmaufnahmen zuständig und Walter Boos hat das Ganze inszeniert. Vor der Kamera geben sich Schauspieler wie Elisabeth Welz, Leopold Gmeinwieser, Marie Luise Lusewitz, Gernot und Gunther Möhner, Josef Moosholzer, Klaus Münster, Joachim Hackethal und Eva Gross die Klinke in die Hand. Der breiten Masse werden die meisten Namen nichts sagen, all diejenigen, die sich für deutsche Filme des letzten Jahrhunderts interessieren, werden hier dafür so manche interessante Leute zu Gesicht bekommen. So sind beispielsweise die Gebrüder Möhner die Söhne des berühmten Schauspielers Carl Möhner. Während Josef Moosholzer ein Dauergast in den Sexstreifen dieser Zeit war, kennt man Elisabeth Welz hauptsächlich durch die Gerhard-Polt-Kultfilme "Kehraus" und "Man spricht deutsh".

Der Inhalt des Films ist schnell zusammengefasst: Der Bürgermeister des kleinen oberbayrischen Dorfes Hirnkirchen führt mit seinen beiden gut aussehenden und sehr umtriebigen Töchtern ein Gasthaus, das jedoch nicht sonderlich gut läuft. Als die Werbefachleute Bob und Bert Vogel in das Dorf kommen, versprechen sie dem Bürgermeister, die verstaubten Stammgäste durch zahlungskräftige Besucher aus ganz Deutschland zu ersetzen. Es dauert nicht lange, bis sie ihr Versprechen in die Tat umsetzen. Es beginnt eine turbulente Urlaubssaison, die dank der attraktiven Gasthof-Töchter und der wild durcheinander gewürfelten Urlaubsgäste viel körperliche Freuden zur Folge hat. Natürlich mischen auch die Gebrüder Vogel bei diesem Treiben mit, obwohl sie sich unterm Strich nur zu den hübschen Schwestern hingezogen fühlen...

Der Plot liest sich wieder einmal so wie bei zahlreichen anderen Sexfilmen auch. Jedoch gibt es diesmal den Unterschied, dass der Film viele witzige und unterhaltsame Facetten aufweisen kann, was daran liegt, dass der Plot nicht einfach nur herunter gekurbelt wurde. Dank einem soliden handwerklichen Können, das man dem kompletten Filmstab zusprechen muss, konnte Walter Boos den Stoff gut in Szene setzen. Das Buch ist gut geschrieben, die Schauspieler machen ihre Sache sehr gut und die Inszenierung ist ebenfalls gelungen. Das sieht man vor allem daran, dass sich der Unterhaltungsfaktor nicht nur auf billigen Klamauk und die Nacktheit junger Frauen reduziert. Boos war sichtlich bemüht, den Film in vielerlei Hinsicht interessant zu gestalten. So wurden zahlreiche komödiantische Aspekte mit eingebaut, die dem Film einen wichtigen Mehrwert geben und an vielen Stellen an die unzähligen deutschen Komödien und Heimatfilme der vorherigen Jahrzehnte erinnert.
Sexszenen sind natürlich auch reichlich vorhanden. Durch die gut aussehenden Damen mit ihren individuellen Vorzügen und die einmalige Art und Weise, wie Boos diese in Szene setzt, bekommt man aufreizende und schon fast prickelnde Aufnahmen zu sehen. Die Kamera wurde bei diesem Film offensichtlich nicht einfach nur auf die Protagonisten gehalten " die Schnitte, die Kameraführung und auch die dazugehörigen Szenen und Schauplätze sind alle bewusst ausgewählt und koordiniert, was nicht nur einmalige und ansprechende Szenen zur Folge hat, sondern den Zuschauer manchmal das Gefühl verleiht, mitten im Geschehen zu sein. Tolle Darstellerinnen wie Marie Luise Lusewitz, die dunkelhäutige und leider viel zu selten engagierte Jean-Marie Dany, Monika Rohde oder Heidi Kappler und auch Darsteller wie Gernot Möhner oder Leopold Gmeinwieser sorgen für viel optische Freuden. Die komödiantische Komponente wird mit Franz Muxeneder, Josef Moosholzer, Elisabeth Welz, Joachim Hackethal oder Klaus Münster ausreichend bedient.

Die DVD zum Film ist bei der Firma WVG-Medien im Rahmen der "Erotik Classics"-Reihe erschienen und wurde wieder sehr ansprechend gestaltet. Für das Titelbild hat man wieder Original-Kinoartwork hergenommen, auch wenn Eva Gross in der gezeigten Pose etwas unglücklich fotografiert ist. Die Rückseite der DVD vereint alle relevanten Informationen und zeigt einige Impressionen aus dem Film. In der Hülle findet man ein Faltblatt, das ausführlich über die "Erotik Classics"-Reihe informiert. Die DVD selbst bietet neben einem schönen Menü leider nur eine Kapitelwahl. Bei anderen DVDs dieser Reihe gab es eine Trailershow zu sehen, auf die man diesmal leider komplett verzichtet hat.

Alles in allem ist "Urlaubsgrüße aus dem Unterhöschen" ein sehr gelungener Film, den man schon fast als Genre-Highlight bezeichnen kann. Natürlich sollte man sich auf die Thematik einlassen und offen sein für einfachen und deftigen Humor, dann wird man auch 75 kurzweilige Minuten erleben. (sk)

Wertung: 6 von 10 Punkten (6 von 10 Punkten)

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