Ich will zweidimensionales Kino!

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Datum: 21.05.2011 | Kategorie: Mein Partner, der Fernseher

Mein Fernseher freut sich, denn ich werde ihn nun wohl doch nicht für einen Abend verlassen, um mich der großen Leinwand zu widmen. Eigentlich wollte ich mir nämlich " trotz eher mäßiger Kritiken " den vierten Teil von "Fluch der Karibik" ansehen. Ich werde es nicht tun, und zwar aus einem einfachen Grund: Der Film wird nur in 3D gezeigt.

Mir ist durchaus bewusst, dass dies in den Augen vieler einen Vorteil darstellt. Ich sehe das ein wenig anders. Ich bin zwar bereit, etwas Geld für einen Kinobesuch auszugeben, aber ich habe da eine Schmerzgrenze. Und die ist bei 10 Euro eindeutig überschritten " zumal ich es nicht gerade komfortabel finde, mehr als zwei Stunden mit einer ollen Brille auf der Nase zu verbringen. Vielleicht wurden die Dinger inzwischen ja weiterentwickelt, ich erinnere mich jedenfalls an massive Augenschmerzen nach einem IMAX-Besuch und daran, die Brille immer wieder sporadisch absetzen zu müssen " und der Film ging damals nur eine Dreiviertelstunde. Beim Gedanken daran, das gleich über zwei Stunden auszuhalten, denke ich eher an Kopfschmerzen als an Vergnügen. Und dafür soll ich dann auch noch vier Euro Aufschlag bezahlen.

Ist das der Versuch des Kinos, neue Zuschauer zu gewinnen? Immerhin hört man immer wieder in verschiedenen Medien von den Krisen der großen Leinwand, von Kinopleiten und dem Rückgang der Zahl der verkauften Eintrittskarten. Als Grund dafür werden häufig Raubkopien im Internet angegeben. Ich habe da eine etwas andere Theorie. Das "Erlebnis Kino" verliert " abgesehen von der größeren Leinwand und dem besseren Ton im Vergleich zum heimischen Fernseher " zunehmend seine Besonderheit. Früher gab es zum Teil sogar noch Vorhänge wie im Theater. Und es gab Kinos, die noch einen gewissen Charme besaßen. In vielen Städten mussten sie sich bereits den großen, austauschbaren Kino-Palästen geschlagen geben, die darauf ausgerichtet sind, möglichst viele Menschen in möglichst kurzer Zeit durchs Kino zu schleusen " keine Orte, die zum Verweilen einladen.

Nun wird also versucht, dies durch besondere Effekte zu kompensieren. Die dreidimensionale Darstellung soll's richten und dem Kino zu neuem Glanz verhelfen. Dabei wird aber gänzlich außer Acht gelassen, dass 3D-Filme längst nicht den Wünschen aller Zuschauer entsprechen und viele derjenigen, die sich einfach nur einen gemütlichen Kinoabend gönnen möchten, sicherlich nicht bereit sind, die entsprechenden Zuschläge zu bezahlen. Wenn eine Kinokarte selbst am vergünstigten Kinotag zehn Euro kostet, läuft irgendwas verkehrt.

Manche Kinobetreiber lassen ihren Besuchern wenigstens die Wahl und zeigen denselben Film zu unterschiedlichen Zeiten, einmal in 2D und einmal in 3D. Diese Strategie könnte durchaus funktionieren. Jenen Kinobesitzern, die bei Blockbustern wie "Fluch der Karibik" ausschließlich auf 3D setzen, sei gesagt, dass sie damit nicht nur manche Zuschauer gewinnen, sondern mindestens ebenso viele vergraulen " also lasst uns doch bitte selbst entscheiden, mit wie vielen Dimensionen wir einen Film sehen wollen. Ansonsten braucht ihr euch nicht zu wundern, wenn Leute wie ich lieber Zeit mit ihrem Fernseher verbringen. (ck)