Quotendruck, Qualität und Werteverfall: Deutsches Fernsehen

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Datum: 20.04.2010 | Kategorie: Meisenscheiße

Die Diskussion ist schier so alt, wie das Fernsehen selbst. Allerdings erreicht sie immer wieder einen neuen Höhepunkt. Gerade zur Zeit hört man immer wieder den Begriff "gescriptete Dokusoap". Da werden Geschichten, wie sie das wahre Leben schreiben könnte (!), im Dokumentarstil erzählt. Fernsehvolk Deutschland sieht es offensichtlich gerne, wenn sich namenlose Gesichter in die Rolle von teilweise geistig zurückgebliebenen oder sozial abgeseilter Bürger der Republik versetzen.

Es ist ja nicht neu, bei Gerichtssendungen (warum auch immer man es "Gerichtsshow" nennt...) ist dies Jahrzehnte lang der Standard. Blenden wir allerdings einmal den Inhalt dieser zweifelhaften Formate aus, dann bleiben viele sogenannte Laiendarsteller übrig. Auch dies ist nicht neu, verwendet man gerne als Statisten bei Film- und Fernsehproduktionen Laiendarsteller, die auch solche Aufgaben durchaus als Sprungbrett nutzen konnten.

Wie weit darf man allerdings diesen Begriff dehnen? Sprechen wir hierbei wirklich noch von Laiendarstellern? Vielleicht auch nur von billigen Arbeitskräften? Wie gewöhnlich ist es geworden, dass man im Fernsehen zu sehen ist?

Ja, es ist nicht immer das sinnvollste die Fernsehgegenwart mit der guten alten Vergangenheit zu vergleichen, aber ich erinnere mich durchaus, wenn ein Fernsehteam des Bayerischen Rundfunks zufällig in Nürnberg Edmund Stoiber durch die Innenstadt begleitete. Da traf sich schier die komplette Verwandtschaft vor dem Fernseher um zu gucken, ob man denn zu sehen sei.

Auch wenn man tatsächlich sich den Aufwand machte und nach Köln oder München reiste, damit man einmal im Publikum einer Gameshow sitzen darf. Hier versammelte sich beim Ausstrahlungstermin ebenfalls die ganze Familie zur großen Runde, wobei jeder suchte, wo der liebe Verwandte denn sitzt.

Ich stelle nochmals die Frage, wie gewöhnlich ist es geworden, dass man im Fernsehen zu sehen ist? Es ist zumindest nichts besonderes mehr. War es früher eine Ehre, wenn man auf der Straße um Meinung gebeten wurde, ist es heute eher nervig immer wieder belästigt zu werden. Fernsehen war eine Institution. Man wusste, dass man Qualität geliefert bekam. Da heute jeder Scheiß bis zum Erbrechen kopiert wird, dabei ständig die Kostenbremse auf den Produzenten lastet, kann auch nichts Gescheites mehr herauskommen. Also machen von nun an die Zuschauer selbst das Programm... Nein, sie lassen sich vorführen und sind offensichtlich sogar stolz darauf.

Hach, es waren herrliche Diskussionen, als Blacky Fuchsberger eine ganze Sendung lang im Nachthemd moderierte. Ja, da ging es auch um Werteverfall im deutschen Fernsehen. Ich wäre froh, wenn die Protagonisten im heutigen Fernsehzeitalter wissen würden, wie man sich selbst eine Krawatte bindet. Das heutzutage jeder Depp seine Nase aus dem Fernseher strecken darf, ist Meisenscheiße! Liebe Sender, hört endlich auf mit diesem Müll. Liebe Zuschauer und Leser, honoriert endlich wieder Qualitätsfernsehen. Seid nicht dümmer, als die Leute, die Ihr seht! (as)