Wo ist er nur, der gute alte TED... ?

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Datum: 09.12.2009 | Kategorie: Meisenscheiße

man kann fast behaupten, dass Frank Elstner in seiner damaligen Sendung "Wetten, dass..?" mal wieder Vorreiter war. In seiner Sendung gab es zum ersten Mal die Möglichkeit per Teleabstimmung eine Sendung zu beeinflussen. Damals ein aufwändiges System, welches nur wenig technischen Spielraum lies, heute in der Fernsehwelt kaum noch wegzudenken.

Täglich wird die Idee, die damals von Manfred Denninger entwickelt und technisch betreut wurde, missbraucht. Früher gab es die Telefonnummer 013701. Darüber konnte man bei "Wetten, dass..?", beim "Flitterabend" oder auch bei "Geld oder Liebe" mit einer Endziffer für Kandidaten stimmen. Und heute? Unter dieser Vorwahl 0137 findet man nun sogenannte "Mehrwertdienste". Der Name ist Programm, 9live und Co. werden somit die Möglichkeiten geboten, technische Auswahlverfahren nach eigenen Wünschen einzusetzen, um so möglichst viele Anrufer zu animieren. Denn jeder Anruf bring Geld. Früher interessierte dies nicht. Kostete doch so ein Anruf eine ganz normale Ortsgesprächseinheit, im Vordergrund stand ja auch immerhin ein Zuschauerergebnis. Es war ein geschlossenes System, Manipulation ausgeschlossen, vor allem mussten die Leitungen offiziell geschlossen werden, damit ein Ergebnis präsentiert werden kann.

Wenn man heute eine TED-Umfrage startet, um zum Beispiel bei POPSTARS Finalisten zu küren, verwendet man diese Mehrwertdienstnummer. Diese haben den Vorteil, dass sie wiederum an ein Gewinnspiel geknüpft sein können. Außerdem ist der Auswahlmechanismus beliebig wählbar. So wurde also am letzten Dienstag dazu aufgerufen, zwei Finalistenpaare auszuwählen. Heutzutage kann man anscheinend bis wenige Sekunden vor der Ergenisbekanntgabe anrufen, denn es bringt dem Veranstalter Kohle, am Ergebnis ändert sich ja ohnehin nicht mehr viel (achtung, Satire!).

Ist Ihnen das nicht auch einmal aufgefallen, dass Sie noch anrufen können, obwohl das Ergebnis schon beim "Notar" im Umschlag liegt? Warum soll ich also für eine nicht mehr mögliche Teilnahme blechen? Egal in welcher Sendung dies praktiziert wird, den Satz "die Leitungen sind geschlossen, bitte rufen Sie nicht mehr an" gibt es nur noch bei den wenigen öffentlich-rechtlichen Sendungen. Und wenn einmal bei den privaten, dann nur gaaaanz klein im Eck.

Und jetzt kommt ja noch der Oberknaller: Alle Fans, die am letzten Dienstag zum Anrufen animiert wurden, taten dies im Eifer und möglicherweise mehrfach völlig umsonst! Denn die "Abstimmung" wurde ganz überraschend verlängert. Was für eine Frechheit. Hätte ich wahrscheinlich noch nicht einmal angerufen, hätte ich gewusst, dass es auch am Mittwoch noch gereicht hätte.

Der Hintergrund ist ja denkbar einfach. ProSieben will einfach von den jungen Leuten, die unkontrolliert mehrfach anrufen, weiter Geld melken. Ein Anruf kostet immerhin 50 Cent. Das ist ein vertretbarer Betrag für eine solche Teilnahme. Früher war man froh, dass man Leute hatte, die anriefen, heute muss man dafür bezahlen, dass man anrufen darf. Die Frechheit, die dahinter steckt, ist die Dreistigkeit, ein System zum Gelddrucken zu missbrauchen. "Wir verlängern die Abstimmung" waren die Worte der Moderatoren. Wie man es kennt, wurde wieder künstlich Zeitdruck aufgebaut, weil ja das Ergebnis angeblich bald feststehen wird, dann die "große Überraschung". Zu Recht regte sich das Publikum auf, zu Recht rummste es in Foren und erwartungsgemäß kam die Ausrede von ProSieben: Die Überraschung sei ja zu Gunsten der Fans gemeint.

Was regen sich die Fan so auf, man kann es denen nicht recht machen... Liebe Leute von ProSieben, so die Zuschauer zu verarschen, ist schon eine schier ekelhaft große Meisenscheisse und kriminell zugleich! Hier gehört eigentlich die Landesanstalten für Medien ans Werk, die genau solchen Telefonmissbrauch zu kontrollieren haben... (as)