Hochauflösendes Entwicklungsland Deutschland

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Datum: 01.11.2009 | Kategorie: Generation Flachbild

HDTV, das hochauflösende Fernsehen, verspricht scharfe und glasklare Bilder. In den USA ist HDTV schon seit einiger Zeit verbreitet und auch in Europa gewinnt das hochauflösende Fernsehen zunehmend an Bedeutung. Jedoch Deutschland hinkt wieder einmal in der Entwicklung hinterher. Hier ist das Angebot an HDTV-Sendern noch überschaubar. Erst ab Februar nächsten Jahres werden die öffentlich-rechtlichen Sender den HDTV-Regelbetrieb aufnehmen. Viele andere Länder in Europa sind da schon weiter. So läuft der öffentlich-rechtliche Regelbetrieb im hochauflösenden Format bereits in Österreich, der Schweiz, den Niederlanden, Flandern, aber beispielsweise auch in Polen und Ungarn. Auch die bisherigen HDTV-Sender in Deutschland halten sich in Grenzen. Die meisten davon findet man im Pay-TV, nämlich bei Sky. Ansonsten gibt es eigentlich nur Anixe HD als einzigen, frei empfangbaren privaten HDTV-Sender, der jedoch überwiegend nur über Satellit und kaum über Kabel empfangen werden kann. Wer beispielsweise einen Kabelanschluss bei Unitymedia hat, muss sich zur Zeit mit den beiden Testschleifen von Das Erste HD und ZDF HD als einzige frei empfangbare HDTV-Sender begnügen.

ProSieben und Sat 1 haben vor einiger Zeit einmal ihr Programm im HDTV-Standard ausgestrahlt und dies dann nach einiger Zeit wieder aufgegeben, weil sie praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit gesendet haben. Nun ist aber auch für die Privatsender HDTV ein aktuelles Thema geworden. RTL, Vox, Sat 1, ProSieben, Kabel Eins und ggf. noch weitere Sender wollen ihr Programm über die Astra-Plattform HD+ anbieten. Um diese Sender empfangen zu können, sind spezielle zertifizierte Receiver oder entsprechende zertifizierte Module erforderlich. Aber nicht nur, dass diese Sender verschlüsselt werden, es wird auch ein jährliches Entgelt von 50 Euro (ab dem zweiten Jahr, das erste Jahr ist kostenlos) fällig. Das sollte man sich vor Augen halten, man soll hier Geld bezahlen für eine HDTV-Variante der Sender, wo exakt das gleiche kommt wie in der SD-Version, das heißt selbstverständlich mit massenhaft Werbeunterbrechungen. Darüber hinaus wird anfangs vieles nur auf HDTV hochskaliert sein. Aber das ist noch nicht alles. Zeichnet man diese Sendungen auf, so wird man hinterher die Werbung nicht überspringen oder herausschneiden können. Aber noch weitere Einschränkungen sind möglich, etwa das komplette Unterbinden von Aufzeichnungen oder die automatische Löschung von Aufzeichnungen nach einem gewissen Zeitraum. Soll das etwa der Fortschritt sein? Muss man sich als Zuschauer wirklich gefallen lassen, sich derartig von den Sendern bevormunden zu lassen und dafür auch noch Geld bezahlen zu müssen? Wahrscheinlich oder besser gesagt hoffentlich wird das Projekt HD+ scheitern. Die Privatsender werden auf diese Art HDTV ganz bestimmt nicht voranbringen, eher im Gegenteil. Leider sieht man, was das Fernsehen in Deutschland betrifft, in letzter Zeit immer wieder, dass technische Innovationen durch zuschauerunfreundliche Maßnahmen torpediert werden und sich so nicht durchsetzen können.

Man hört immer wieder von den Privatsendern, dass diese kostenpflichtige Plattform angeblich notwendig wäre, um die hohen Kosten für die HDTV-Übertragung finanzieren zu können. Jedoch der bereits erwähnte Sender Anixe HD oder auch der kürzlich gestartete österreichische Sender Servus TV schaffen es auch, ihr HDTV-Programm unverschlüsselt und gebührenfrei auszustrahlen.

Zum Glück gibt es bei uns die öffentlich-rechtlichen Sender, bei denen garantiert ist, dass diese frei und unverschlüsselt zu empfangen sind. Auch wenn sich viele Menschen über die GEZ ärgern, so ist es doch gut, dass wir hier in Deutschland den gebührenfinanzierten Rundfunk haben. So ist sichergestellt, dass technische Innovationen, auch wenn sie im Fall von HDTV dort etwas spät kommen, auch für jeden Zuschauer (außer über DVB-T) zugänglich ist. So werden es ARD und ZDF sein, die dem hochauflösenden Fernsehen in Deutschland zum Durchbruch verhelfen werden. Auf HD+ kann man hingegen getrost verzichten. (jh)