Bohlens Kunst und Detlefs D!

Zurück zur Übersichts-Seite

Datum: 13.10.2009 | Kategorie: Meisenscheiße

Herrlich, oder? Nach einwöchiger Pause mit meiner Kolumne und einem Urteil des Bundessozialgerichts ist Dieter Bohlen stolz darauf, dass seine derben "ußerungen mittlerweile nicht nur Kult, sondern Kunst sind. Naja, er ist Künstler, was soll auch anderes aus seinen Flatterlappen rauskommen?

Interessanter ist allerdings die Tatsache, dass mittlerweile selbst der tolle Herr Bohlen der Auffassung ist, dass "Deutschland sucht den Superstar" (ein Titel, von dem ich eigentlich dachte, dass er sich nieeemals durchsetzen kann...) Müll sei, wenn es die Sprüche der Jury nicht gäbe, so Bohlen gegenüber dem Focus. Wahnsinn, oder? Man ist es ja gewohnt, dass Bohlen sich niemals in den Hintergrund drängen würde, aber so offensichtlich zu behaupten, dass ER der Hauptprotagonist sei... Aller spätestens jetzt ist das Format doch nur noch eine Farce.

Sollten Talent und die Chance auf eine große Karriere im Vordergrund stehen, machen nicht einmal mehr die Macher einen großen Hehl drauß, dass es scheiß egal ist, wer denn da auf der Bühne steht, hauptsache Dieter Bohlen sitzt in der Jury. Ich möchte an dieser Stelle übrigens nicht behaupten, dass es bei anderen Casting-Formaten anders zugeht.

Die Mutter der deutschen Castingformate (dieser Form) "Popstars" lebt doch auch nur noch vom mehr als nur sinnlosen Detlef (was soll eigentlich das '!') D! Soost. In der ersten Staffel hatte er nur eine zweitrangige Rolle, wurde auch das Format in zweiter Reihe auf RTL2 ausgestrahlt, erfuhr es Kultstatus (ebenso, wie die erste Staffel von BigBrother!). Ich möchte ja nicht abstreiten, dass Herr Soost ein guter Tänzer wäre, aber bitte wer sei überhaupt berufen in einer Jury zu sitzen? Sehen wir es doch wirklich einmal nüchtern (und der Erfolg der noAngels zeigte es ja): Sobald Entertainment wichtiger ist als die Protagonisten selbst ist das Alibi des Findens von Superstars Leuteverarschung. Interessanter Weise weiß man, wer in den letzten Popstars-Staffeln in der Jury saß. Weiß es denn noch jemand, wie die Juroren der ersten Staffel hießen?

Es waren Leute, die Ahnung von Musik haben. Die nicht den großen Entertainer raushängen lassen müssen. Es war die in Deutschland völlig unbekannte niederländische Moderatorin und Sängerin Simone Angel, sowie die Produzenten Mario M. Mendryzcki und Rainer Moslener. Sieht man von Dieter Bohlen ab, saßen zu den ersten beiden Staffeln ähnliche - eigentlich wichtige - Juroren vor den Anwärtern: Radiomoderator Thomas Bug, dem damaligen Plattenchef Thomas Stein und Journalistin Shona Fraser.

Dummerweise schauen es die wichtigsten der privaten Zuschauer diesen Dreck an, nämlich die 14-49er. Also wurden Fachleute gegen Entertainer ausgetauscht. Naja, wenigstens laden sich die Kinder bei Jamba dann die Sangeskunstwerke runter. Ganz große Klasse. Wer es schafft mir die Superstars und Bands aufzuzählen, die aus diesen Shows entstanden sind, der hat ein Wochenende bei sich zu Hause gewonnen.

Castingshows machen Sinn, sie können das Sprungbrett zur großen Karriere sein. So war es schon in Dieter Pröttels Talentschuppen in den 60er Jahren. Auch der geschätzte Alfred Biolek machte aus Talenten große Stars, aber doch nicht Dieter Bohlen und schon zweimal nicht Soost! Das Wort "Castingshow" ist ein Unwort wie "Promi" und hat sich mittlerweile zur großen Meisenscheiße entwickelt.

Toll habt Ihr Privaten es mal wieder gemacht! Hut ab! (as)