Thomas Stein

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Das Radio Ostfriesland, das über UKW, Kabel und via Internetstream auf www.derbatti.com zu empfangen ist, hat in Zusammenarbeit mit TV-Kult.com ein Interview mit Thomas Stein geführt.

Redaktion: Wir begrüßen den Ex-BMG-Chef, den ehemaligen Vorstandvorsitzenden der Jack White Productions AG und Jury-Mitglied der "Popstars"-Staffel 2010, Thomas Stein!

Einen wunderschönen guten Abend!

Redaktion: Wenn es um das Musikgeschäft geht, kann ich mir eigentlich keinen kompetenteren Gesprächspartner als Sie vorstellen. Nicht nur, weil Sie sich nicht von einem Bohlen bei "DSDS" haben lenken lassen, sondern auch viele Buhrufe aus dem Publikum über sich ergehen lassen mussten, auch wenn Sie im Endeffekt nur die Wahrheit gesagt haben. Jetzt dachte ich eigentlich, dass das Casting-Thema für Sie mittlerweile durch ist. Was hat Sie denn letztes Jahr zu "Popstars" bewegt?

Die Kollegen von ProSieben haben mich gefragt, ob ich mir das vorstellen kann. Diese Frage wurde mir eigentlich immer wieder gestellt und da habe ich mich bisher immer sehr stark zurück gehalten. ProSieben wollte da zusammen mit mir etwas neues gestalten.

Redaktion: Egal ob "Deutschland sucht den Superstar" oder "Popstars"... ich kann ja ein paar Namen aufzählen. Sie kennen sie ja alle: Brosis, Overground, Nu Pagadi, Room 2012, das sind alles Bands, die sich mittlerweile wieder aufgelöst haben. LaVive ist die letzte "Popstars"-Band, die dabei sind, sich aufzulösen. Auch "DSDS"-Gewinner, wie Elli Erl, Tobias Regner, das ist alles noch gar nicht so lange her. Macht ab diesem Punkt das Fernseh-Casting überhaupt noch Sinn oder geht es dann allein nur noch um die Quote?

Da müssen wir trennen: Das Eine ist eine Sendung, eine gute oder eine schlechte, je nachdem, wie man sie findet. Das Zweite sind die Leute, die daraus entstehen und die aus ihrer Karriere etwas machen oder nicht machen. Es gibt nämlich einige Leute, die eben nichts daraus gemacht haben. Nehmen wir mal Alexander Klaws, er hat mittlerweile seine zweite Hauptrolle in einem Musical, der hat eigene CDs gemacht und hat in Fernsehserien mitgespielt. Er hat damals alles was wir ihm gesagt haben begriffen und hat hart gearbeitet. Wenn man natürlich glaubt, dass man mit dem Erfolg in einer Sendung bereits alles weiß, und dann nicht mehr bereit dazu ist, auf andere Leute zu hören, sondern alles nur noch so macht, wie man es selbst für richtig empfindet, dann darf man sich nicht wundern, wenn der Zuschauer sich von ihm abwendet. Genau die Namen, von denen Sie eben gesprochen haben, sind Selbstverwirklicher gewesen. Die haben gewonnen und dann gedacht, dass sie ihre eigene Musik machen können. Wenn der Gewinner nach der Show sagt, dass er z.B. Popmusik gar nicht mag, stattdessen Trashmetal, Heavy Metal oder etwas anderes, ist das natürlich eine Respektlosigkeit dem Publikum gegenüber, die dann mit dem Künstler nichts mehr zu tun haben wollen. Das ist eine einfache, logische Schlussfolgerung.

Redaktion: Hat der Erfolg dann überhaupt eine Chance, wenn im Jahr darauf dann der gleiche Aufguss wieder stattfindet? Die selben Fans, die selben Zuschauer, warum konnte man damals bei den No Angels nicht sagen, dass man aufhört und das jetzt einfach mal so stehen lässt. Ebenso bei "Deutschland sucht den Superstar", das ist doch jetzt einfach nur noch ein Fernsehspektakel oder?

Es ist auf jeden Fall ein Fernsehspektakel und eines, das von den Zuschauern sogar sehr gerne angenommen wird. Es spricht nicht gegen die Interpreten, sondern vielmehr dafür, dass ein Format da ist, in dem Musik vorkommt und Millionen Menschen dazu bereit sind, sich das anzuschauen. Man muss differenzieren, ob das auch für die Künstler erfolgreich ist oder nicht. Die Gründe habe ich gerade genannt. Musik ist aber ein sehr wichtiges Medium im Fernsehen und ich glaube daran, dass solche Formate nach wie vor sehr erfolgreich sein können.

Redaktion: Lena Meyer-Landrut bekommt von Stefan Raab wahrscheinlich nicht weniger Rückenwind als andere Casting-Gewinner. Was unterscheidet dann Lena explizit von den "Popstars" oder "DSDS"-Siegern? Lena kann sich schließlich schon über ein Jahr halten.

Wobei die zweite Single nicht sonderlich erfolgreich war. Möglicherweise liegt das auch daran, dass sie da etwas eigenes versucht hat. Man sollte mal abwarten, wie der Erfolg nach dem Eurovision Song Contest wird. Jetzt wird sie von allen Medien getragen. Es ist jeder bereit positiv über sie zu schreiben, die Musik wird von jedem gespielt, egal wie gut man sie findet. Letzten Endes wird sie jetzt in einer Form promotet, wie es den meisten Kollegen verwährt bleibt.

Redaktion: Würden Sie denn selbst noch mal bei so einem Fernseh-Casting als Jury-Mitglied richten wollen?

Wenn man mich fragt, würde ich auch wieder mitmachen. Denn sonst würde ich genau das tun, was andere oft genug getan haben, nämlich nicht zu dem stehen, was man gesagt und getan hat.

Redaktion: Ich bedanke mich für das Interview!

Herzlichen Dank für den Anruf und alles, alles Gute!

(Bildquelle: Peter von Feibert / Textversion von sk)

Der Beitrag wurde am 06.04.2011 von as verfasst.

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