Michael Kessler

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Am 18. März 2009 hatten wir von TV-Kult die Gelegenheit, auf der Gernsehclub-Tour im Titania-Theater in Frankfurt am Main ein Interview mit dem Schauspieler Michael Kessler, der dort an diesem Abend das beste aus "Switch reloaded" präsentierte und mit Bürger Lars Dietrich, dem Moderator des Gernsehclubs, zu führen.

Redaktion: Michael, man kennt Dich ja aus verschiedenen Comedy-Formaten wie "Switch", "Schillerstraße", "Genial daneben" oder früher auch "Die Wochenshow", welches Format hat Dir bisher am meisten Spaß gemacht, wenn man das so sagen kann?

Die machen alle Spaß, aber den meisten Spaß bereitet mir schon "Switch reloaded" und die "Schillerstraße".

Redaktion: Und aus "Switch" bist Du ja vor allem durch Deine Parodien bekannt. Wer ist eigentlich am schwersten zu parodieren und wer am einfachsten?

Die Menschen, die sehr schillernd sind in ihrem Äußeren und ihrem Verhalten, so jemand wie z. B. Florian Silbereisen sind mit Sicherheit einfacher zu parodieren als etwas ruhigere Zeitgenossen wie z. B. Frank Plasberg oder Peter Kloeppel, da wird es schwieriger.

Redaktion: Und wen parodierst Du persönlich am liebsten?

Das werde ich immer wieder gefragt, ich parodiere sie alle gerne, aber wenn ich jetzt sage, mein Favourite wäre Hitler, ich glaube, das würde für Verwirrung sorgen.

Redaktion: Da kommen wir aber gleich nochmal dazu, zum Hitler. Aber weißt Du denn, welche Parodien bei Deinen Fans am beliebtesten sind?

Ich schätze mal Peter Kloeppel … also was ich an Rückmeldungen bekomme, Peter Kloeppel, Günther Jauch, aber auch "C.S.I. Miami", Silbereisen natürlich …

Redaktion: Habe ich mir gedacht.

…und auch der Obersalzberg, ganz klar.

Redaktion: Gibt es manchmal auch negative Reaktionen, also sowohl von den Parodierten selbst als auch von deren Anhängern?

Mit dem steigenden Erfolg der Sendung traut sich kaum noch ein Prominenter zu sagen, dass er das nicht lustig findet, bis auf Katharina Saalfrank, die mal in einem Interview äußerte, dass sie die Super-Nanny-Nummer nicht komisch findet und sich schlecht parodiert fühlt, der Rest ist zumindest gegenüber der Presse und vor der Kamera begeistert von den Parodien und von der Sendung, das überlasse ich jetzt jedem zu glauben oder nicht zu glauben.

Redaktion: Gibt es denn Personen, die Du auf keinen Fall parodieren würdest?

Nee, da würde mir im Moment keiner einfallen, ich bin da relativ schmerzfrei.

Redaktion: Na ja, wenn Du Hitler parodierst, ist es klar, dann gibt es eigentlich keine Grenzen. Das wäre jetzt auch schon meine nächste Frage: Hast Du da jemals irgendwie Bedenken gehabt oder Skrupel?

Nein, wir gehen sehr sorgsam vor in der Vorbereitung der Nummern und im Schreiben der Nummern, gewisse Bereiche werden außen vor gelassen und so wie wir die Nummern machen, glaube ich, kann man es machen und war es längst überfällig und wir haben schon Ende der Neunziger Hitler mit Hitlers Helfer bei "Switch" durch den Kakao gezogen. Wir machen ihn zu einem dummen, intriganten, bösen Mann und verarschen in kräftig und das hat er mit Sicherheit verdient.

Redaktion: Dein Kollege Christoph Maria Herbst ist ja auch bekannt als Hitler-Parodist. Werdet Ihr manchmal verglichen oder gibt es vielleicht so einen internen Wettstreit, wer von Euch der bessere Hitler-Parodist ist?

Also, einen Wettstreit gibt es nicht, keine Ahnung, ob wir verglichen werden, ist mir jetzt auch noch nicht untergekommen …

Redaktion: Da bin ich der Erste, oder?

Du bist der Erste, aber ich glaube, ich habe ihn jetzt schon öfter gegeben als "Härr Härrbst", Herr Herbst hat ihn, glaube ich, nur einmal gegeben, bei dem "Wixxer" und bei mir durchzieht sich Hitler irgendwie … ich habe ihn ja auch in der "Wochenshow" gespielt, er kehrt irgendwie immer wieder, er verfolgt mich.

Redaktion: In einer Folge von "Pastewka", da gab es mal so eine fiktive Serie "Kessler drillt Promis", wo Du Bastian Pastewka mal ordentlich geschliffen hast. Könntest Du Dir vorstellen, so ein Format auch in Wirklichkeit zu machen?

Ja, aber nur mit Pastewka.

Redaktion: Nur mit Pastewka?

Ja, den würde ich drillen, von morgens bis abends.

Redaktion: Oder auch andere Übergewichtige, z. B. Oliver Kalkofe.

Ja, und Rainer Calmund.

Redaktion: Na, wollen wir mal nicht übertreiben. Nun kommen wir mal zum Anfang der Karriere. Stichwort: "Manta, Manta" – Klausi. Wirst Du oft noch darauf angesprochen oder spielt das heute noch eine große Rolle für Dich?

Wir machen uns ja auch bei "Pastewka" darüber lustig, weil ich natürlich bis zum heutigen Tage ungebrochen auf diesen Film angesprochen werde, gerade wieder gestern oder vorgestern von einem Junge, der 1992 oder '91 geboren wurde, als wir den Film gedreht haben, und der ihn auch schon hunderttausend Mal gesehen hat, also, dieser Film ist wirklich ein Kultfilm, von anderen sagt man es ja oft nur, und ich sage immer, es ist ein super gemachtes B-Movie und er hat so vielen Menschen so viel Freude bereitet, dass ich mich auch gerne bis auf den heutigen Tag darauf ansprechen lasse.

Redaktion: Gut, Du bist ja nicht nur Comedian, Du bist ja auch in Deiner Berliner Nacht-Taxe unterwegs. Was sind denn da so die interessantesten Erlebnisse oder was ist denn generell das Faszinierende an dieser Rolle als Taxifahrer?

Ich spiele ja in dem Sinn keine Rolle, ich sitze da als Michael Kessler und ich fahre nachts durch Berlin mit einem echten Taxi und nehme echte Fahrgäste mit und die Betonung liegt auf "echt", sie sind wirklich nicht gecastet, diese Sendung ist ein Abenteuer, wir fahren zwei Nächte lang á 10 Stunden, also 20 Stunden für 30 Minuten Sendung, wir wissen nie, was passiert, es ist lediglich recherchiert was an den Abenden in Berlin stattfindet, um dort einmal vorbei zu fahren, wenn irgendwelche Veranstaltungen sind oder so, aber ansonsten ist nichts programmiert bei dieser Sendung und das ist das Tolle an dem Format. Deswegen mache ich es, weil es ganz normale Menschen von der Straße sind, wo ich versuche, deren Geschichten zu hören, es gibt nichts zu gewinnen, keiner wird verarscht, es ist ein ganz offener Prozess, die Leute kriegen auch sofort erklärt, dass es eine Fernsehsendung ist, sie können freiwillig einsteigen oder nicht und das finde ich ein eigentlich heutzutage, wo ich dem Fernsehen nichts mehr glaube, ein sensationelles Format.

Redaktion: Nochmal zu Deiner schauspielerischen Tätigkeit. Wie sieht es denn da mit ernsten Rollen aus?

Na ja, das weißt Du selber, in Deutschland ist man sofort in der Schublade drin, ich habe mich aber immer bemüht, aus der Schublade auch raus zu gucken, zumindest auch raus zu kommen, ich mache sehr viele verschiedene Sachen, ich spiele Theater, ich mache Comedy, aber ich schreibe ja auch nebenher und schreibe unter anderem auch für "Switch" und von da her kann ich damit leben, dass ich jetzt nicht den Verbrecher beim "Tatort" spiele.

Redaktion: In "Switch" dreht sich ja alles um das Fernsehen, wie sieht es aber aus mit dem Fernsehen in Deiner persönlichen Freizeit?

Ich gucke relativ wenig Fernsehen, also ich gucke natürlich alles Neues, um zu wissen, was es ist, für "Switch", damit ich informiert bin, was im deutschen Fernsehen los ist, aber es gibt im deutschen Fernsehen nicht wirklich etwas, wofür ich jede Woche einschalten würde, außer "Pastewka". Das klingt jetzt natürlich blöd, weil ich selber mitspiele, aber ich halte das für eine der besten deutschen Serien, genauso wie "Türkisch für Anfänger", die ich hervorragend finde. Ich gucke viel Dokumentarfilm und ansonsten fixiere ich mich auf die amerikanischen und englischen DVDs, auf die amerikanische und englische Comedy und die Serien, weil ich daran einfach mehr Spaß habe.

Redaktion: Was hältst Du denn vom deutschen Fernsehen in seiner Gesamtheit im Allgemeinen momentan?

Na ja, das kann man ja bei "Switch" sehen, was wir davon halten. Wenn das Fernsehen besser wäre, gäbe es "Switch reloaded" nicht. Und wir können wirklich aus dem Vollen schöpfen bei "Switch" und das ist ja einerseits ganz lustig, weil wir dann diese tolle Sendung machen können, aber auf der anderen Seite auch sehr traurig, weil das Fernsehen doch, finde ich, oft im Niveau sehr gesunken ist in den letzten Jahren.

Redaktion: So, am Ende noch unser bei TV-Kult übliches Frage-Antwort-Spiel: Was war Deine zuletzt gekaufte DVD?

Muss ich kurz überlegen … "Little Britain USA".

Redaktion: Und Dein zuerst gekauftes Video? Kannst Du Dich daran noch erinnern?

Oh, oh, das ist schwer. Nee, mein allererstes Video, was ich gekauft habe? Um Gottes Willen … Es könnte … ah, nee, ich weiß es nicht mehr. Ich weiß es nicht mehr.

Redaktion: Na gut, aber erinnerst Du Dich noch an Deinen zuletzt gesehenen Kinofilm, das dürfte vielleicht nicht ganz so lange her sein.

Na gut, ich habe jetzt gerade … sämtliche Filme der Filmakademie, die für den Deutschen Filmpreis vorgeschlagenen Filme gesehen und da sind natürlich unzählige Kinofilme dabei, ich sage jetzt mal "John Rabe". Der kommt zwar jetzt gerade erst in die Kinos, aber ich habe ihn schon gesehen, ein hervorragender Film.

Redaktion: Weißt Du noch, was Deine erste Platte war?

Ja, Mike Oldfield: "Exposed".

Redaktion: Und hast Du Dich früher für Hörspiele interessiert? Das ist auch so ein Schwerpunktthema bei uns bei TV-Kult.

Ich habe als Kind eine gewisse Zahl von Märchen-Schallplatten gehabt, unter anderem übrigens auch eine "Hui Buh"-Platte, aber ansonsten die klassischen Grimm-Märchen, war aber nie wirklich der Hörspiel-Freak, also ich habe "Die drei Fragezeichen" gelesen als Kind, aber nicht gehört.

Redaktion: Und Dein zuletzt gekaufter Tonträger, als Abschlussfrage?

Man lädt sich ja heutzutage alles runter.

Redaktion: Was war Dein zuletzt heruntergeladener Tonträger?

Michael Kessler: Muss ich auch schon wieder überlegen … Oh Gott …

Bürger Lars Dietrich: Bürger Lars Dietrich, das Swing-Album, hast Du das schon?

Michael Kessler: Nee.

Bürger Lars Dietrich: Na, dann lade Dir es mal runter.

Michael Kessler: Ja, das isses.

Redaktion: Gute Idee. Ja, dann vielen Dank.

Danke.

Der Beitrag wurde am 18.03.2009 von jh verfasst.

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