Stephan Scheler & Manuel Grebing

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Im Jahr 2008 sorgte das Buch "Cumshots - Höhepunkte der deutschen Pornofilme" für viel Aufsehen in ganz Deutschland. Gerade der Auftritt der beiden Autoren bei der ProSieben-Sendung "TV Total" sorgte für große Aufmerksamkeit. Da das Buch bis heute ein Renner ist und die Macher Manuel Grebing und Stephan Scheler im Moment dabei sind, den zweiten Teil zu verfassen, haben wir es uns nicht nehmen lassen, den Beiden ein paar Fragen zu stellen.

Redaktion: Für alle, die es noch nicht wissen. Wie seid Ihr auf die Idee gekommen, das Cumshots-Buch zu machen?

Scheler: Eigentlich ist die Buchidee durch einen Zufall entstanden. Wir haben über den Film "Rohtenburg" diskutiert, der ja die Story um den hessischen Kannibalen Armin Meiwes thematisiert. Bei Google wollten wir mehr darüber erfahren, hatten aus einer Laune heraus aber das Wort "Schwanzfresser" als Suchbegriff eingegeben. Natürlich fanden wir nichts zu dem Film und landeten stattdessen sofort bei einem Online-Anbieter von Porno-DVD’s. Der erste Titel lautete "Hilfe, die Schwanzfresser kommen" und nach anfänglichem Gelächter wurde schnell deutlich, wie kreativ sich das Porno-Business bei der Titelgestaltung austobt. Für das Buch haben wir schließlich die originellsten Cover zusammengetragen.

Redaktion: Wie viele Stunden Pornos musstet ihr euch für die Erstellung des Buches zumuten?

Grebing: Für eine Berücksichtigung im Buch war ja nicht der Filminhalt ausschlaggebend, sondern nur die Gestaltung der Hüllen. Entscheidend waren dabei Kriterien wie z.B. ein lustiger Titel und das Thema selbst, ungewöhnliche Foto-Abbildungen, Grafiken oder einfach das daraus resultierende Gesamtbild. Deshalb war es nicht nötig, die Filme zu sehen. Trotzdem habe ich mir ein paar ältere Werke aus den Siebzigern angeschaut und mich vor allem bei den skurrilen Rahmenhandlungen sehr amüsiert.

Redaktion: War es schwer, die Rechte an dem Material zu bekommen?

Grebing: Wir hatten alle Produktionsfirmen um eine Abdruck-Genehmigung für die Cover gebeten. Bis auf ganz wenige Ausnahmen war die Branche von dem Projekt sofort begeistert und hat uns bei der Zusammenstellung hervorragend unterstützt. Allerdings haben wir bei ein paar alten Covern leider keine Ansprechpartner mehr ausfindig machen können, da einige Firmen aus der Zeit der VHS-Kassette längst nicht mehr existieren.

Redaktion: Gab es für euch persönliche Schmerzgrenzen bei der Cover- und Titelauswahl?

Scheler: Je tiefer man in diese Welt vordringt, desto häufiger stößt man auf Dinge, die man nicht unbedingt sehen wollte. Bei einem erklärten Horrorfilm-Freak wie Manuel liegt die Schmerzgrenze dabei vielleicht noch etwas höher – aber als körperlich Beeinträchtigte oder die ersten Hakenkreuze auf den Covern auftauchten, war der Spaß für uns vorbei.
Ob man das Thema Amputationsfetisch nun humor- und geschmacklos findet, sei mal dahingestellt. Aber mit dem eigentlichen Sinn und Zweck des Buches hat es nichts zu tun. Das gilt beispielsweise auch für Pornos mit Schwangeren, Exkrementen oder anderen schwer verdaulichen Randbereichen.

Redaktion: Was versteht Ihr denn genau als Sinn und Zweck des Buches?

Scheler: CUMSHOTS will nicht schockieren, sondern den Leser amüsieren und Leute zum Lachen bringen. So gesehen ist es ein perfektes Geschenk für Junggesellen-Abschiede oder Geburtstagsparties. Tiefer betrachtet dient es aber auch als nicht selten zynische und dennoch wertfreie Dokumentation dessen, wo wir als Gesellschaft heute mit unserer Sexualität angekommen sind.

Redaktion: Habt ihr von Beginn der Buch-Erstellung an einen Erfolg geglaubt?

Grebing: Ja, definitiv. Und die ersten Reaktionen nach der Veröffentlichung haben schnell gezeigt, mit welcher Begeisterung das Thema angenommen wird. Dennoch war uns klar, dass es einen Motor wie "TV Total" braucht, um CUMSHOTS auch breitenwirksam bekannt zu machen.

Redaktion: Gab es denn anfangs von keiner Seite irgendwelche Bedenken?

Grebing: Bei Pornofilmen weichen einige zurück. Anfangs sollte CUMSHOTS bei einem anderen Verlag erscheinen, doch da befürchtete man, dass sich der Vertrieb mit so einem Produkt schwer tut. Und als Kooperationspartner wollten wir verschiedene Kondomhersteller gewinnen, aber für die ist Pornografie ein absolutes Tabu. Immerhin gab uns mein Vater seinen Segen – und der ist Pfarrer!

Redaktion: Hatte das Projekt eher einen spaßigen Hintergrund für euch?

Scheler: Natürlich waren auch in unserem privaten Umfeld einige Freunde darüber irritiert, dass wir uns plötzlich und so ehrgeizig mit Pornos beschäftigen. Aber wir wussten ja die ganze Zeit, was für lustige Titel wir zeigen und wie das fertige Buch aussehen wird. Und Humor erschien uns als ideale Form, dieses teilweise immer noch tabuisierte Thema darzustellen. Sex soll ja schließlich Spaß machen...

Redaktion: Privat scheint ihr nicht so sehr Interesse an diesen Filmen zu haben. Die Recherchen zu diesem Buch waren aber sicherlich nicht Euer erster Kontakt mit Sex- und Pornofilmen. Niemals in den 90er Jahren Sat.1 oder RTL am fortgeschrittenen Abend geschaut?

Grebing: Was das Fernsehen damals oder vor allem in den 70er und 80er Jahren nur zensiert zeigte, kann man heute ja ganz bedenkenfrei im Nachmittagsprogramm ausstrahlen. Ich bin seit Jahren Horrorfilm-Fan und ich glaube, Stephan schaut tatsächlich nur Discovery Channel und Fussball.

Redaktion: Was hat Euch bei der Umsetzung des Buches am meisten Spaß gemacht?

Grebing: Vor der Veröffentlichung zweifellos die Recherche. Wir konnten am Ende zwar keine Titten und Ärsche mehr sehen, aber bei einigen Covern haben wir teilweise Tränen gelacht. Nachdem das Buch erschienen ist, war es natürlich die Presse-Arbeit. Da wir das Buch im eigenen Verlag herausgegeben haben, erreichte uns jedes Feedback viel direkter.

Redaktion: Was sind Eure Lieblings-Filmtitel im Buch?

Scheler: "Familie Hempel auf dem Sofa", "Das Windel-Gesindel" und "Hausfrauen weggeputzt". Amüsant finde ich besonders die Titel, die sich nicht einfach einer vulgären Sprache bedienen, sondern mit kreativem Wortwitz spielen.

Redaktion: Wie waren so die Reaktionen aus der Pornoszene, nach der Buch-Veröffentlichung?

Grebing: Obwohl uns die Firmen mit Archivmaterial und Daten versorgt hatten, blieb zunächst etwas Skepsis, ob man mit so einem Band wirklich Erfolg haben kann. Aber nach dem Auftritt bei "TV Total" waren alle begeistert – auch deshalb, weil die Filme mal von anderen Leuten als den herkömmlichen Porno-Konsumenten wahrgenommen werden. So gesehen ergibt sich für die Produktionsfirmen sogar ein zusätzlicher Werbe-Effekt.

Redaktion: Gab es denn gar keine negativen Reaktionen? Schließlich könnte man auch behaupten, dass sich das Buch über die Branche lustig macht.

Scheler: Nein, im Gegenteil, die Leute in dem Business verstehen selbst viel Spaß. Ebenso könnte man sagen, dass CUMSHOTS dem Klischee einer verrufenen Schmuddelbranche entgegen tritt; einerseits durch den Spaßfaktor, aber auch durch eine ernste Auseinandersetzung mit Pornografie im Vorwort. Letztlich bedient diese Industrie ja nur ein in der Gesellschaft scheinbar vorhandenes Bedürfnis. Welche Ausuferungen hierbei existieren, zeigt das Buch z.B. mit einem Kapitel über Windelfilme. Aber es war uns wichtig, solche sexuellen Spezialthemen nicht mit erhobenem Zeigefinger zu diffamieren, sondern nur augenzwinkernd und nicht ganz ernst gemeint darauf hinzuweisen.

Redaktion: Was ist das kurioseste, was ihr in Verbindung mit dem Buch erlebt habt? Reaktionen seitens der Leser oder andere Geschichten…

Grebing: Natürlich gibt es unzählige Begegnungen und Stories, über die wir heute noch lachen. Als wir in Berlin zum Beispiel sexuell völlig überdosiert die VENUS-Messe verliessen, standen plötzlich 3 Hippies vor der Halle und proklamierten ihr Motto "Fuck for Forest". Wer sich auf ihrer Website anmeldet und seinen selbst gedrehten Amateur-Porno hochlädt, rettet damit ein Stück Regenwald. Die witzigsten Ereignisse rund um das Buch werden wir im Vorwort von CUMSHOTS 2 aufarbeiten.

Redaktion: Eine Fortsetzung ist also in Planung. Was wird auf den Leser noch zukommen? Gibt die Thematik noch mehr her?

Grebing: Im zweiten Band zeigen wir wieder über 30 verschiedene Rubriken und mehr als 400 Cover. Natürlich sind es diesmal andere Kapitel - zum Beispiel Kneipen-Pornos, TV-Parodien und Sexfilme zum Thema Deutschland. CUMSHOTS 2 wird ähnlich und doch anders, auf jeden Fall wird es aber viel zu staunen und zu lachen geben.

Redaktion: Habt ihr derzeit noch andere Projekte am Laufen?

Scheler: Der Erfolg von CUMSHOTS hat uns darin bestärkt, weitere Buchideen zu realisieren. Sobald die Arbeit an Band 2 abgeschlossen ist, widmen wir uns zwei anderen Themen, die zwar mit Pornografie nichts zu tun haben, aber bestimmt auch für einen großen Aufschrei und viel Heiterkeit sorgen werden.

Redaktion: Vielen Dank für das Interview!

Mehr Informationen zum CUMSHOTS-Buch gibt es auf www.cumshots-buch.de.

Der Beitrag wurde am 13.04.2009 von sk verfasst.

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