Autogramme & Autographen

  • Da das andere Thema mit "Autogrammkarten" sehr spezifiziert ist, will ich nochmal ein allgemeines Autogramme-Thema eröffnen.


    Gerade habe ich dieses Angebot bei ebay eingestellt, total spannend, was man so alles findet. Das ist der Schwager von Käthe Kruse, der auch ein berühmter Maler war - in welchem Umstand ich das Dokument gefunden habe, habe ich in dem Angebot beschrieben: http://www.ebay.de/itm/-/112024820381?


    Verkaufe ein Poesiealbum-Blatt mit einem kleinen Gemälde (kolorierte Zeichnung) und einer Handschrift von Oskar Kruse-Lietzenburg von Weihnachten 1918, also knapp neun Monate bevor er gestorben ist.


    Das Poesiealbum-Blatt hat die Maße ca. 15,8 cm x 14,1 cm. Die Zeichnung/das Gemälde hat eine Größe von ca. 6,9 cm x 4,8 cm.


    Das Blatt hat einige Verfärbungen, hat einen Rand vom Herausschneiden des Poesiealbums und auf der Rückseite sind ein paar Notizen geschrieben worden, die sich auch leicht durchs Papier drücken, auf der Vorderseite aber nur unten außerhalb des von Kruses beschriebenen Bereichs sichtbar wird.


    Das Blatt stammt aus dem Poesiealbum einer Erika Schmidt. Das Poesiealbum selbst hatte nur 2 Einträge, 1x von Oskar-Kruse-Lietzenbugr und 1x von einer Irma da Motta-Harden (Stralsund, Juli 1919) [dieser Eintrag und der Rest des Albums wird hier nicht mit angeboten!]. Ansonsten wurden einige Seiten aus dem Album herausgerissen (Ränder dieser Seiten zeigen einen durchlaufenden Text, ggf. wurde es teilweise als Tagebuch oder Gedichtebuch verwendet), außerdem wurden viele Notizen eingetragen (so wie auf der Rückseite des hier angebotenen Blattes). Auch sonst war das Album sehr zerfleddert, mit vielen losen Seiten usw. Sodass die "sauberste" Lösung war, die beiden Poesiealbum-Einträge zu entfernen, sodass sie der Nachwelt erhalten bleiben.

    Zitat
  • Ich habe heute diese Karte von Antonie Jaeckel gesehen:
    http://www.ebay.de/itm/3616173…geName=STRK%3AMEBIDX%3AIT


    Dabei ist mir eine Parallele zu diesen Karten hier aufgefallen:
    http://www.ebay.de/itm/Thon-Sa…a64c24763:g:VEMAAOSwPc9Wz
    http://www.ebay.de/itm/Setty-S…c246d0:g:gWIAAOSwe7BWzcRI


    Ich habe auch schon einige von solchen Autogrammen gekauft, und das ist immer gleich: hinten ein Agenturstempel drauf, handschriftlich oder gestempelt ein Datum, und auf dem Foto eine Unterschrift, teilweise mit Rollenfach (z.B. "Salondame" oder wie oben "Operettendiva"). Wobei die Unterschrift auch hinten sein kann.


    Kann es sein, dass damals einige Agenturen die Karten von den Darstellern haben unterschreiben lassen? Oder dass die Darsteller diese Karten unterschrieben und dann verteilt haben? Wie gesagt, die Parallelen sind so auffällig. Und dass das alles einfach Bewunderer der Darstellerinnen waren, glaube ich auch nicht, weil die Unterschriften dazu in den allermeisten Fällen zu "designed" sind. (In einem Fall konnte ich zur Absicherung auch einen Unterschriftenvergleich anstellen, und in einem Fall hat eine Darstellerin selber einen kurzen Kommentar draufgeschrieben, von wann das Foto gewesen sei und dass das ihr erstes Engagement als "Erste Salondame" gewesen sei.) Dazu kommt wahrscheinlich auch, dass es noch nicht die "Massenware" Autogramm gegeben haben dürfte. Die Bewunderer der Schauspieler kamen aus einer höheren sozialen Schicht, und ich kann mir nicht vorstellen, dass es damals überhaupt Autogrammfälschungen gegeben hat.


    Damals hatte man als Theaterschauspieler ja auch noch ein ganz Ansehen als ein Jahrzehnt später. Es gab noch keine künstlerisch ambitionierten Filme, und auch bei kleineren Theatern stand man mehr in der Öffentlichkeit als später.


    Hier kann das natürlich sehr gut von einem Fan sein, wie du ja auch schon vermutet hast, Vogel Specht:
    http://www.ebay.de/itm/Ottmann…c2152e:g:UBUAAOSwHgVW8Db3
    Allerdings ist diese Karte auch anders, denn hinten ist kein Agenturstempel. Dazu kommt noch, dass kein Vorname draufgeschrieben wurde, sondern "Frl.". Mir kommt das fast vor, als wenn hier jemand sogar eine emotionale Distanz eingehalten hätte und deshalb nicht den Vornamen draufgeschrieben hat. Vor dem Ersten Weltkrieg war man da sicher noch um einiges vorsichtiger als später.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • Da kann man nach den aktuellen Wissensstand wohl nur spekulieren. Ich vermute, es gab wie heute mit den Autogramm-Adressen, die man kontaktieren kann, die Möglichkeit für die "Fans", Autogramme über die Agenturen zu bekommen. Die Künstler haben X Karten unterschrieben und haben dann die weitere Arbeit der Agentur überlassen - und die haben noch ihren Stempel drauf gehauen.
    Ich kann mir nicht vorstellen, dass unterschriebene (!) Karten z.B. als eine Art Visitenkarte genutzt wurde um Rollen zu bekommen.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Ganz so kann das nicht sein. Dass sie sich damit beworben haben, halte ich auch eher für unwahrscheinlich, aber wenn das so wie heute wäre, müssten diese gestempelten Autogrammkarten mit Unterschrift von den Top-Stars sein. Das sind sie aber nicht, sondern von solchen aus hinteren Reihen. Von denen findest du in den Theater-Almanachen die Namen nur, wenn du sie genau suchst, und dann sogar mit Privatadresse. Dieser persönliche Text, von dem ich oben gesprochen habe, war auch auf einer dieser gestempelten Autogrammkarten, allerdings auf der Rückseite. Deshalb habe ich ihn damals nicht ersteigert. Da stand sogar das genaue Datum drauf, wann es gemacht worden war, und das war sogar bevor dieses Engagement begonnen hat. Die Schauspielerin schien grad den Vertrag unterschrieben zu haben.
    In keinem Fall steht vorne ein Name, sondern der wurde immer hinten von verschiedenen Leuten handschriftlich (als Frl. ...) mit genauem Datum dazugefügt
    Dazu kommt, dass es diese Fankultur wie später noch nicht gegeben hat. Theaterschauspieler, die was auf sich gehalten haben, haben den Film bis 1913 (Albert Bassermann) gemieden. Theater war außerdem keine Massenunterhaltung, sondern etwas für höhere Schichten.
    Der Grund muss ein anderer sein.
    Zuerst habe ich gedacht, es wäre vielleicht nur diese eine Agentur aus Österreich, aber bei Antonie Jaeckel habe ich das Gleiche jetzt in Berlin gefunden, auch mit genauem Datum, allerdings offenbar direkt vom Theater.
    Auffällig ist außerdem, dass ich bis jetzt Fotos (Autogramme?) dieser Art nur aus den Jahren 1904 bis 1906 gefunden habe.
    Es sind auch keine Fotos, bei denen man x Abzüge machen konnte. Das ging nur bei Karten wie denen von Georg Reimers (1897) und Alice Lisso (1917?). Entsprechend grobkörnig sind auch die Bilder, und es fehlen Agenturstempel.


    Übrigens ein Nachtrag zu ""in den Theater-Almanachen nur, wenn du genau suchst".
    Ich habe das lange nicht mehr gemacht und "Beate Seldorf" gesucht. Google scheint aber jetzt ein neues Persönlichkeitsprofil von mir zu haben. Ich hab gesucht und gesucht und immer nur Einträge mit (Düs-)-seldorf bekommen. Ich habe alles mögliche eingegeben, aber es war vergeblich :cursing:


    Immerhin habe ich einen kurzen Nachruf auf Hilde Knoth gefunden, allerdings ohne den Grund für ihren frühen Tod mit 45 (1933)

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

    3 Mal editiert, zuletzt von Austernprinzessin ()

  • Ich habe hier etwas ganz Nettes gefunden. Offenbar hat sich ein Fan nicht nur für ein Autogramm von Carola Toelle interessiert, sondern sich auch Gedanken über den Ring gemacht, den man auf ihrem Foto sieht.

  • Das ist ja spannend. Dass es sowas gab kann man sich natürlich denken. Belege dazu sind da aber wirklich selten und von dahera uch außergewöhnlich und absolut sammelwürdig. Einerseits wegen der Handschrift (ein Satz ist ein autograph, ein autogramm ist einfach nur ein autogramm), andererseits wegen der Information, soweit interessant. Gerade früher haben die Damen ja viel Schmuck getragen, Pelze, Hüte usw. Sehr markante Sachen. Die dann auch für Aufmerksamkeit gesorgt haben.

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    Konfizius

  • Ich wusste tatsächlich nicht, dass das so etwas Besonderes ist. Bei Hilde Knoth habe ich selber einen Umschlag so bearbeitet, dass ich ihn jederzeit umklappen kann um auch die Rückseite zu lesen. Dann werde ich das hier auch machen. :)

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  • So wie hier hab ich das bei Hilde Knoth auch gemacht. Ich nehme dazu Hüllen, in denen mir Händler Fotos geschickt haben. Oben ist die Öffnung und unten sind sie festgeklebt.

  • Den Fund habe ich zufällig gemacht, als ich relativ "blind" ein Konvolut handschriften gekauft habe. Dass Autographen dabei sind, war ersichtlich, wieviele und welche, war aber nicht erischtlich. Auch von Alexander Girardi ist ein Autograph darunter gewesen. Dass aber eine Anscihtskarte, unterschrieben von der kompletten Nationalmannschaft österreichs von 1951 mit dabei ist, war eine tolle Überraschung :)


    http://www.ebay.de/itm/-/112089915941?

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    Konfizius

  • Vorhin gefunden und vorhin bei ebay eingestellt, ein Dokument von 1867 mit Unterschrift von Otto von Bismarck und weiterer hochrangiger preußischer Politiker aus dem Preußischen Staatsministeriums


    https://www.ebay.de/itm/Autogr…sterium-1867/153904442766

    Wow! 8| Konntest du entziffern, wer da noch unterschrieben hat und was das für ein Dokument ist?

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • Ja steht alles in der Beschreibung unten. Die Unterschriften sind meist gut zu erkennen, außerdem hat jemand mit Bleistift die Namen vorab als Platzhalter schon hingeschrieben, also man kann unter der Tinte den Bleistiftschriftzug auch ein wenig entziffern.


    Auf Bismarck bin ich nicht gleich gekommen, obwohl mir der Schriftzug bei genauerer Betrachtung schon bekannt vor kam.


    Der erste Anlaufpunkt war von der Heydt - und dann Preußisches Staatsministerium - da war mir schnell klar, dass das alles hochrangige Politiker sind. Schon krass was man so alles findet.

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    Konfizius

  • Tatsächlich zum vollen Preis. Der ist aber meiner Meinung nach auch gerechtfertigt. Der Kunde hat Vormittags einen 2/3 Preisvorschlag geschickt - den habe ich noch nicht gesehen gehabt - um dann nachmittags zum vollen Preis zu kaufen.


    Wenn man bedenkt, dass allein Bismarck-Autographen schon teils hohe dreistellige Preise erzielen. Und so eine "Kombi" gibts wohl nicht sehr oft. Und das ist über 150 Jahre alt - die komplette preußische Politik-Elite (außer der König selbst), im Grunde die, die die Reichsgründung federführend in dei Wege geleitet haben. Ggf. kam der Kunde wegen dem gestrigen ARTE-Abend zum Deutsch-Französischen Krieg erst auf das Thema.


    Zur Ruhe setzen kann ich mich leider nicht. Streng genommen gleicht das im Grunde diverse Umsatzeinbuße seit Juni nur ein wenig aus. Denn die Umsätze sind spürbar zurück gegangen und konnte ich im Grunde nur deswegen gut auffangen, weil ich gut vorgespart habe seit nem Jahr.


    Dann muss man bedenken, dass ich den Spaß versteuern darf. Ebay kriegt ne dreistellige Summe ab (und die kriegen ja sowieso schon monatlich gutes Geld von mir, einfach von Haus aus), der Zahlungsdient kriegt ne Summe ab und ich hab ja reichlich Ausgaben mit büro usw.

    Aber natürlich freut so ein verkauf riesig! Und das hilft sehr. Zumal ich in nächster Zeit nur selten mal ins Büro darf, da die Kinder Ferien haben und wir einige Ausflüge machen. Deswegen ist das eine großartige Hilfe für die Sommerzeit.

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    Konfizius