Die Rothschilds

  • Ich habe gerade gesehen, dsas es gleihc zwei Rothschilds-Verfilmungen gibt. Eine von 1934 und eine von 1940. Kann man beide in die "Schublade" Propagandafilm stecken? Kennt Ihr die Versionen? Wie sind die denn so und sind diese heute normal erhältlich?

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Nein, auf keinen Fall...
    The House of Rothschild / Die Rothschilds (1934, Alfred L. Werker) ist ein Hollywood-Film der 20th Century Fox - übrigens einer der ersten US-Großfilme mit einem Schlussteil im dreifarbigen Technicolor. Zur NS-Zeit war der Film in Deutschland verboten und wurde auch in den Nachbarländern z. B. Österreich von den dortigen Nationalsozialisten bekämpft.
    Die Rothschilds. Aktien auf Waterloo (1940, Erich Waschneck) ist ein antisemitischer Propagandafilm, der allerdings nicht so radikal ist wie Harlans Jud Süß, sondern eher eine intellektuelle Variante darstellt. (Ich fand ihn langweilig.)


    Hier die Schluss-Szene des amerikanischen Films:
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  • ich kenne beide Fassungen leider noch nicht. Habe aber schon Filmausschnitte und interessante Berichte darüber gelesen...


    "Mein wichtigstes Lebensmotto war immer: Treue. Auch mir selbst gegenüber."
    (Heinz Rühmann, 1902-1994, Schauspieler)


  • Ah danke für die Info. Da habe ich bei den einen Film nicht so genau hingeschaut. Interessant, dass er in Deutschland damals verboten war. Vermutlich ist er sehr "pro" Rothschilds gewesen.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Zur NS-Zeit war der Film in Deutschland verboten und wurde auch in den Nachbarländern z. B. Österreich von den dortigen Nationalsozialisten bekämpft.[media]

    Umso absurder ist, dass ein Ausschnitt aus "House of Rothschild" im Hetzfilm "Der ewige Jude" verwendet wurde - und zwar als Beispiel für die angebliche Gier des Judentums.
    Der Fox-Film ist heute in den USA public domain, was einer vernünftigen Veröffentlichung und guten Abtastung des Filmmaterials im Weg stehen dürfte.

  • (Aus irgendeinem Grund wird meine Antwort nicht im oberen Feld angezeigt, na egal.)


    Umso absurder ist, dass ein Ausschnitt aus "House of Rothschild" im Hetzfilm "Der ewige Jude" verwendet wurde - und zwar als Beispiel für die angebliche Gier des Judentums.
    Der Fox-Film ist heute in den USA public domain, was einer vernünftigen Veröffentlichung und guten Abtastung des Filmmaterials im Weg stehen dürfte.

  • Hallo,

    Ich habe gerade gesehen, dsas es gleihc zwei Rothschilds-Verfilmungen gibt. Eine von 1934 und eine von 1940. Kann man beide in die "Schublade" Propagandafilm stecken? Kennt Ihr die Versionen? Wie sind die denn so und sind diese heute normal erhältlich?


    Zum amerikanischen Film kann ich nichts schreiben, "Rothschilds-Aktien auf Waterloo" ist in den USA bei IHF in restaurierter Gestalt als DVD erschienen. Dankenswerterweise wird der Film mit einigen Extras unter die Leute gebracht:


    Interessantes steht auch in der Beschreibung:

    Zitat


    The Rothschilds was the first of three stridently antisemitic movies made in 1940 under the Nazi regime. A purportedly "historical" account of the Rothschild family's rise to fortune, set mostly in Great Britain during the Napoleonic wars, the movie reflected a wildly ambitious racial-political agenda. Beyond its indictment of "Jewish" intrigue and avarice, The Rothschilds aimed to show the "Judafication" of British society at Rothschild hands, and thus demonstrate why, in Joseph Goebbels' words, Britons had become "the Jews among Aryans." Yet the film's dramatic conventions did not always mesh with its racial politics, and when the film was released in July 1940, German audiences were left unclear as to just who they were mainly supposed to hate. Goebbels had it pulled from distribution; a year later, a much-revised version, purged of any conceivable sympathies for its British characters, was released. The revamped movie was renamed The Rothschilds: Shares in Waterloo; this is the version presented on this DVD. But by the time of its re-release, the movie's moment had passed. Germany's air war with Britain was winding down to an inglorious end, while at home, a new, wildly popular film, Jud Süss, had become the regime's preferred vehicle for whipping up antisemitic feeling.
    If, in the end, The Rothschilds proved a less effective incitement to hate, it wasn't for lack of trying. With its striking juxtaposition of Nazi social criticism and racial theory, its twin assaults upon Jewish and British character, and its deft recycling of many key myths surrounding the House of Rothschild, this film deserves far more notoriety than has been its due. Directed by Erich Waschneck; Music by Johannes Müller; featuring Carl Kulmann, Hilde Weissner and Giesela Uhlen.


    Demnach wurde die erste Fassung des Films auf Veranlassung von Herrn Goebbels zurückgezogen, da er nicht antibritisch genug war. Die überarbeitete zweite Fassung haben wohl zum Glück von Erich Waschneck und den beteiligten Schauspielern nicht viele Menschen gesehen, da die Leute sich lieber "Jud Süß" anschauten. Mit "Glück" meine ich, daß sich nach Kriegsende niemand für den Film rechtfertigen mußte.


    In Deutschland steht der Film unter Vorbehalt, was in der Realität wegen des geringen Bekanntheitsgrades einem Verbot gleichkommt, da die meisten Kinobetreiber das wirtschaftliche Risiko einer Aufführung scheuen dürften.

  • Ist mir nicht bekannt. Es kann natürlich sein, daß in irgendeinem Archiv noch etwas davon herumliegt, wenn aber vermutlichr ganz unten oder in irgendeiner Dreckecke.
    In dem Zusammenhang gäbe es sicher noch einiges zu entdecken (oder auch nicht):
    Veit Harlans originaler "Jud Süß" (vor der Gebbelsschen Nachbearbeitung) mit der Wutrede von Jud Süß vor seiner Hinrichtung, die herausgeschnittenen "sadistischen" Teile von "Kolberg" (die explizit dargestellte Kriegsnot und Zerstörung von Kolberg), der russenfreundlichere "Große König", der geschnittene Teil von "Pedro soll hängen", "Die goldene Stadt" ohne den duch Herrn Goebbels befohlenen Selbstmord von Anna....
    Andere Regisseure kann man hinzusetzen, die Liste der Eingriffe ist sehr umfangreich (z.B. fehlen auch die zwei anderen Fassungen von Wofgang Liebeneiners "Ich klage an").

  • Ich denke, dass zumindest die geschnittenen Szenen aus den Farbfilmen aufbewahrt wurden. Gerade im Fall Kolberg ist dies doch recht wahrscheinlich, da der Film solche Unsummen verschlungen hatte. Die offizielle Linie der Studios lief allerdings auf die Vernichtung nicht gebrauchten Restmaterials hinaus.

  • Ich habe den Film mittlerweile auch gesehen und fand ihn auch recht langweilig. Die meisten Darsteller bleiben zudem ziemlich blass finde ich. Ich mag es außerdem nicht, wenn Regisseure in Tonfilmen Zuflucht zu Zwischentexten nehmen um ihre Botschaft rüberzubringen, und das macht der Film ziemlich oft. Für mich ist das in den meisten Fällen ein Hinweis, dass Regisseur und Drehbuchautor von ihrer Aufgabe überfordert sind. Klar ist der Film antisemitisch (und antibritisch) und steht somit zu Recht auf der Vorbehaltsliste. Auf der anderen Seite bekommt er so den Reiz des Verbotenen, der ihm, was seine Wirkung angeht, überhaupt nicht "zusteht" - wenn ich das mal so sagen darf.

    Im Gegensatz zu JUD SÜSS und DER EWIGE JUDE scheint er sich weitestgehend darauf zu verlassen, dass seine Zuschauer sowieso Antisemiten sind und versucht sie in dieser Haltung zu bestärken. Dass er wirklich diese Wirkung hatte, bezweifle ich aber.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • Ich habe den Film mittlerweile auch gesehen und fand ihn auch recht langweilig. Die meisten Darsteller bleiben zudem ziemlich blass finde ich. Ich mag es außerdem nicht, wenn Regisseure in Tonfilmen Zuflucht zu Zwischentexten nehmen um ihre Botschaft rüberzubringen, und das macht der Film ziemlich oft. Für mich ist das in den meisten Fällen ein Hinweis, dass Regisseur und Drehbuchautor von ihrer Aufgabe überfordert sind. Klar ist der Film antisemitisch (und antibritisch) und steht somit zu Recht auf der Vorbehaltsliste. Auf der anderen Seite bekommt er so den Reiz des Verbotenen, der ihm, was seine Wirkung angeht, überhaupt nicht "zusteht" - wenn ich das mal so sagen darf.

    Im Gegensatz zu JUD SÜSS und DER EWIGE JUDE scheint er sich weitestgehend darauf zu verlassen, dass seine Zuschauer sowieso Antisemiten sind und versucht sie in dieser Haltung zu bestärken. Dass er wirklich diese Wirkung hatte, bezweifle ich aber.

    Ich wollte grad die Frage hier reinstellen ob es sich lohnt, den Film anzuschauen ;) Dabei bin ich über diesen Kommentar von mir gestoßen 8| Spricht nicht grad für den Film, dass ich ihn innerhalb von zwei Jahren komplett aus meinem Gedächtnis verloren habe ^^

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)