Von Caligari zu Hitler

  • Hat jemand von euch eigentlich schon mal Siegfried Kracauers Von Caligari zu Hitler gelesen? Was ist den eure Sicht dazu? Ich muss zugeben, dass ich es zwar nicht direkt gelesen habe, aber immer wieder mit Zitaten konfrontiert wurde oder auch mit seinem Ansatz. Insofern meine ich schon, eine Meinung dazu haben zu können.

    Was mich hier aber interessiert, ist Folgendes: Mich wundert, wie "zeitlos" er immer betrachtet wird. Ich kenne aber kaum ein geisteswissenschaftliches Werk, das zeitlos wäre. Das sind nur die außergewöhnlichsten, exquisitesten Perlen der allergrößten Geister. Ansonsten werden Ansätze entwickelt, weiterentwickelt, fallengelassen oder auch in seltenen Fällen wieder aufgenommen. Aber bei Siegfried Kracauer kommt es mir geradezu vor, wie mit einer Weltanschauung. Die erste Frage bei Betrachtungen von Filmen des Dritten Reichs scheint immer zu lauten: Wie hältst du's mit Kracauer? Einem Buch von 1947! Das will mir nicht in den Kopf. Dazu kommt ja auch noch, dass Kracauer sein Buch nicht im luftleeren Raum verfasst hat, sondern Bezüge zu Wissenschaften hat, die sich auch längst weiterentwickelt haben.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

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