Neue Spieler für die türkische Nationalmannschaft

  • Oliver Kahn hat gesagt, dass viele Spieler für die deutsche Nationalmannschaft spielen, obwohl ihr Herz eigentlich woanders hängt. Es geht ihnen halt um Erfolg und Geld. Er sagt irgendwas in der Richtung, man solle da nicht päpstlicher sein als der Papst.

    Ich bin alles andere als ein Nationalist, aber ich finde, Spieler, die "ihrem Präsidenten" Trikots überreichen, sollten auch für dieses Land spielen, also Özil und Gündogan für die türkische Nationalmannschaft. Ihr Herz scheint ja zusätzlich auch an Diktatoren zu hängen - zumindest einem bestimmten X(

    Was sagt ihr dazu?

    Ich finde es gut, dass Özil gestern in Österreich ausgepfiffen wurde - und ich hoffe Gündogan ist das auch so gegangen X(

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • Das würden wir doch alle so machen. Mario Basler hat das oft thematisiert. Warum soll Özil für die türkische Nationalmannschaft spielen, wenn er mit der deutschen mehr Erfolg haben und dort auch Stammspieler sein kann? Die Deutsch-Türken, die für die Türkei spielen, machen das doch nicht nur wegen ihrer nationalen Verbundenheit, sondern weil sie für "Die Mannschaft" schlicht nicht gut genug sind.

    Dass Özil und Gündogan ein Eigentor geschossen haben, wissen sie inzwischen selbst. Ich wäre ohnehin der Meinung, dass sich Prominente aus der Politik heraushalten sollten. Sie müssen aber ihre Meinung vertreten können.


    Auch Österreich will sich jetzt mit einem Ausländer verstärken: Ashley Barnes soll eingebürgert werden - weil er eine österreichische Omma hat. :S Ich weiß nicht, ob er überhaupt ein Wort deutsch spricht (geschweige denn den Weaner Schmäh :whistling:), oder die Hymne singen kann bzw. wird. Er hat noch nie in Österreich Fußball gespielt. Seine bisherige Länderspielbilanz: 1 U-20-Spiel für Österreich vor 10 Jahren. In England will ihn keiner. Aber ob er deshalb seiner Queen abschwört und stattdessen Herrn Van der Bellen (der selbst niederländische und russische Wurzeln hat) als "seinen Präsidenten" bezeichnen wird? Ich glaube nicht. :/


    Auch in der japanischen Nationalmannschaft gab es mal einen Brasilianer.


    Insofern würde ich Olli Kahn schon recht geben. Das wird mir alles viel zu hoch gehängt. Ich halte nichts von einer Zwangsintegration, ein friedliches Mit- und Nebeneinander wäre doch schon viel wert.

  • Ich hab mir vorhin den müden Kick gegen Saudi-Arabien angesehen :sleeping: Das Interessanteste: Wenn Gündogan den Ball hatte, konnte man das immer hören an den Pfiffen und Buh-Rufen :D Ich bleib dabei: Solche Spieler haben in der deutschen Nationalmannschaft nichts verloren! Aber mit der Meinung steh ich ja nicht allein ;) Zumal noch erschwerend dazukommt, dass man Erdogan ja nicht unbedingt als den völkerverbindendsten Staatschef bezeichnen kann. Da ist schon noch ein gewisser Unterschied zur Queen ;)

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • Nur aus Interesse: Wenn Manuel Neuer seit einigen Jahren einen türkischen Pass hätte und in der türkischen Nationalmannschaft spielen würde und sich mit Angela Merkel solidarisieren würde - würdest Du das dann auch verurteilen? Also geht es Dir um Erdogan oder ums Prinzip einer Nationalmannschaft? Mir gehts in dem Fall ums Prinzip.

    Jemand aus meinem Umfeld meinte vor 2-3 Tagen, dass Gündokan sich doch wenigsten hätte entschuldigen können. Ich meinte, dass es dann ja Heuchelei wäre - denn er bereut es ja sicher nicht.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Sowohl Bierhoff als auch Löw wirken angefressen, wenn man auf das Thema zu sprechen kommt. Sie würden es gerne beenden, aber offensichtlich ist das nicht so einfach, wie es geplant war. Aber Löw hat es auf den Punkt gebracht. Wer wolle, dass man Erfolg habe, müsse die ganze Mannschaft unterstützen.


    Gündogan sagt, er lebe die deutschen Werte. Aber er ist nun mal kein Deutscher im biologischen Sinn. Meint ihr, wenn die Bayern zum Oktoberfest gehen, dass sich alle in Trachten schmeißen, weil sie sich bayerisch fühlen? Doch wohl eher nicht. Erwartet nicht zu viel, sonst werdet ihr so gut wie immer enttäuscht - versprochen.


    Trotzdem wird man das Problem diskutieren müssen. Offenbar denken viele Fußballfans so wie ihr. Mich stimmt das eher nachdenklich - sehr nachdenklich sogar.

  • Nur aus Interesse: Wenn Manuel Neuer seit einigen Jahren einen türkischen Pass hätte und in der türkischen Nationalmannschaft spielen würde und sich mit Angela Merkel solidarisieren würde - würdest Du das dann auch verurteilen? Also geht es Dir um Erdogan oder ums Prinzip einer Nationalmannschaft? Mir gehts in dem Fall ums Prinzip.

    Es ist beides. Soweit fühle ich mich dann doch als Deutscher, dass ich der Meinung bin, eine deutsche Nationalmannschaft muss auch Deutschland repräsentieren. Dein Beispiel mit Neuer müssten die Türken lösen. Ich fühle mich dazu nicht zuständig. Aber die Tatsache, dass Erdogan ein Despot ist, kommt noch erschwerend hinzu.


    No Nick: Mich stimmt es ehrlich gesagt eher positiv. Ihr kennt meine Einstellung zu rechten Parteien, insbesondere der AfD, und wir kennen Vogel Spechts Einstellung. Aber hier scheinen wir relativ leicht auf einen ähnlichen Nenner gekommen zu sein.


    Erfolg einer Nationalmannschaft ist eine Sache. Aber es geht nicht um Erfolg um jeden Preis. Der Begriff "nach deutschen Werten leben" ist ein überstrapaziertes, inhaltsloses Klischee. Auch viele Österreicher oder viele Franzosen oder viele Türken leben nach "deutschen Werten", und viele Deutsche tun es nicht. "Werte" stehen jenseits jeder Nationalität. Entweder Gündogan und Özil wollen Deutschland repräsentieren. Dann können sie sich solche Aktionen wie die mit Erdogan sparen, oder sie wollen Erfolg und Kohle, aber dann sollen sie gefälligst nicht in eine deutsche Nationalmannschaft. Wenn das nicht geht, dann muss man grundsätzlich neu diskutieren, ob Nationalmannschaften heutzutage überhaupt noch Sinn machen.


    Es ist für mich nicht akzeptabel, dass Bierhoff, Löw etc. die Aktion jetzt runterspielen.


    Nebenbei: "Deutscher in biologischem Sinn" ist Unsinn. Es gibt keine Deutschen in biologischem Sinn. Da kennst du jeden Biologen fragen, aber ich bin sicher, dass du das selbst weißt.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

    7 Mal editiert, zuletzt von Austernprinzessin ()

  • Austernprinzessin: Ich glaube, du machst es dir ein wenig zu leicht, wenn du schriebst, umgekehrt wäre es ein türkisches Problem, oder deutsche Werte seien ein inhaltsloses Klischee. Denn ein deutscher Wert ist die Vielfalt, nicht die Einfalt. Dafür stehen auch Özil und Erdogan, darum gibt es den biologischen Deutschen in der Tat nicht.


    Auch ich bin ein Nachfahre unterschiedlicher Nationalitäten. Das habe ich schon oft genug gesagt, darauf eingegangen ist bis heute allerdings niemand. Ignoranz? Wahrscheinlich, aber dann darf sich auch keiner darüber beschweren, wenn ein Deutsch-Türke betont, dass er eben auch Türke sei. Auch dann nicht, wenn er dabei einen groben Fehler begeht.


    Dass Löw und Bierhoff es herunterspielen, löst das Problem allerdings nicht. Ich wäre dafür, dass die beiden in die mediale Offensive gehen. Gündogan hat das ja auch schon getan.


    Ausländer werden nur akzeptiert, wenn sie Leistung bringen und sonst nicht anecken. In mir sträubt sich alles, das anzuerkennen, auch wenn ich verstehe, dass einige lieber den deutsch Denkenden, deutsch Lebenden haben wollen.


    Aber den gibt es eben auch nicht.

  • Zitat

    Ich glaube, du machst es dir ein wenig zu leicht, wenn du schriebst, umgekehrt wäre es ein türkisches Problem, oder deutsche Werte seien ein inhaltsloses Klischee. Denn ein deutscher Wert ist die Vielfalt, nicht die Einfalt.

    Der Begriff "deutscher Wert" ist absolut inhaltsleer, denn all diese Werte werden auch in anderen Ländern als Wert angesehen. Die kann man nicht für ein Land vereinnahmen. Mit deiner Argumentation müssten wir in Zukunft Wertemannschaften auflaufen lassen, keine Nationalmannschaften mehr.


    Mir geht es bei dieser Diskussion einzig um die deutsche Nationalmannschaft. Nach welchen Kriterien die Türkei ihre Nationalmannschaft aufstellt, muss sie selbst wissen. Da mische ich mich nicht ein. Deshalb ist das selbstverständlich ein türkisches Problem.


    Aber ich habe ja schon geschrieben, dass man sehr wohl hinterfragen kann, ob Nationalmannschaften noch großartig Sinn machen. Das stelle ich selbstverständlich gerne zur Diskussion.


    Der Begriff Heimat wird in naher Zukunft ganz sicher neu ausgehandelt werden müssen. Das ist mir mittlerweile klar geworden. Ob der Begriff Nation noch zeitgemäß ist, wage ich allerdings zu bezweifeln.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

    Einmal editiert, zuletzt von Austernprinzessin ()

  • Anders als beim kommerziellen Vereinsfußball, geht es hier schließlich um Nationalmannschaften. Das ist auch kommerziell, da steckt aber ein anderes Grundprinzip dahinter. Und wenn man das über Bord schmeisst, braucht man keine Großveranstaltungen mit Nationalmannschaften mehr. Dann kann das Bayer und VW und Dailmer auf die beine stellen und sich jeweils die besten Spieler der Welt mieten für die jeweilige Mannschaft und die Welmeisterschaft in ganz neuen Format ausrichten.


    Von daher bin ich voll bei Conrads vorletzten Beitrag, außer, dass ich schon finde, dass Biologie mit rein spielt. Nicht im völkischen Sinne, aber es spielt eben alles mit rein. Also wenn ich mit deutschen Eltern in Japan geboren werde, würde ich mich nie so sehr japanisch fühlen können als ein japaner mit einen komplett japanischen Stammbaum. Und das frei von Wertungen, welcher Stammbaum besser wäre oder so - einfach nur aufgrund der Herkunft, der identität. Nicht umsonst gibt es in den USA, DEM Einwanderungsland, soviele Familienforscher, weil ihnen in gewisser Maßen die Wurzeln fehlen.

    Zitat

    Auch ich bin ein Nachfahre unterschiedlicher Nationalitäten. Das habe ich schon oft genug gesagt, darauf eingegangen ist bis heute allerdings niemand. Ignoranz?

    Das würde mich sehr interessieren. Du hast das vor langer Zeit soweit ich weiss 1x mit einer extrem emotionalen Diskussion am Rande angedeutet. Da war ich mir unsicher ob das jetzt gewollt ist oder förderlich, wenn ich da nachhake. Interessieren tuts mich... wobei ich glaube, dass Du es schonmal erläutert hast? Ggf. hatte ich doch nachgehakt? In habe irgendwas mit Polen im Hinterkopf, kann da jetzt aber auch was verwechseln. Ich finde das Thema extrem spannend - wenn ich das Geld mal übrig hätte, würde ich da auch mal einen DNA Test machen lassen. Um zu sehen wieviele Römer, Russen, Asiaten oder vielleicht sogar Afrikaner in mir mit drin sind :)

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    Konfizius

  • Das würde mich sehr interessieren. Du hast das vor langer Zeit soweit ich weiss 1x mit einer extrem emotionalen Diskussion am Rande angedeutet. Da war ich mir unsicher ob das jetzt gewollt ist oder förderlich, wenn ich da nachhake. Interessieren tuts mich... wobei ich glaube, dass Du es schonmal erläutert hast? Ggf. hatte ich doch nachgehakt? In habe irgendwas mit Polen im Hinterkopf, kann da jetzt aber auch was verwechseln. Ich finde das Thema extrem spannend - wenn ich das Geld mal übrig hätte, würde ich da auch mal einen DNA Test machen lassen. Um zu sehen wieviele Römer, Russen, Asiaten oder vielleicht sogar Afrikaner in mir mit drin sind :)

    Ah, dann war das doch hier, dass einmal jemand darauf angesprungen ist, dann dürfte ich meinen vorherigen Beitrag eigentlich größtenteils wieder streichen.

    Ja, ich habe auf jeden Fall polnische und russische Vorfahren. Sie waren zwar vermutlich keine Flüchtlinge (zumindest die Polen nicht), wurden hier aber mit offenen Armen aufgenommen. Sie waren Gastarbeiter, noch bevor es diesen Begriff überhaupt gab.


    Die Situation war damals eine andere: Wer seine Heimat verließ, brach nahezu sämtlichen Kontakt ab, die Kinder und erst recht die Enkel interessierte nicht mehr, wo der Oppa einst herkam. Mit der modernen Technik und der Mobilität ist das natürlich anders. Deshalb werden Özil, Gündogan und deren Nachfahren nie das werden, was ich geworden bin - ein assimilierter Deutscher. Damit müssen wir leben.


    Was die beiden lernen können: Dass sie als Deutsche in der Türkei nicht wahlberechtigt sind. Wenn Erdogan also "ihr Präsident" werden soll, müsste der erst einmal Deutscher werden. =O

  • Ich tue mir schwer, jemanden zu finden, der eindeutig von wo anders herkommt. Meine Großväterlichen Vorfahren sind ja alles aus Schlesien und da gibt es ganz sicher slawische Einflüsse. Wobei der einzig richtig slawische Name mein jetziger Nachname ist - wobei das nicht unbedingt heisst, dass der Vorfahre ein Slawe war - es kann auch sein, dass er so von Slawen aus dem Umfeld bezeichnet wurde. Wobei ich aber auch nicht weiss, wie sehr es da Verbindungen im Laufe der Jahrhunderte gegbene hat. Väterlicherseits komme ich bis in die Napoleonische Zeit zurück.
    Ich habs auch schon mehrfach erwähnt, glaube ich, dass wenn ich ca. 8-9 Generationen zurückgehe einen Lichtblau im Stammbaum habe (bei nem anderen Zweig), das hört sich jüdisch für mich an. Wobei ich gerade mal bei Wikipedia geschaut habe, da haben 5 Lichtblau-Leute einen Eintrag, bei einem wurde der jüdische Glaube erwähnt. Ggf. hat es auch was mit einem Handwerk zu tun?


    Bei meiner Frau ist ein Franzose zu finden, was auch kein Wunder ist bei der Lage, nicht weg von der Elsässischen Grenze :)


    Ja, Du hast absolut recht, dass das heute ganz andere Umstände sind im Rahmen einer Auswanderung. Wenn man willens ist, seine Wurzeln beizubehalten, ist das kein Problem mit TV, Internet, Skype usw. Das war früher viel schwerer bzw. ging nur in strengen "Communies", meist religiös überdeckt. Trotzdem gibt es da auch Unterschiede. Deutsche die in die USA auswandern, wandern in die USA aus, wegen Karrieremöglichkeiten und/oder vorallem auch, weil sie die USA mögen und sich damit identifizeiren und sich gerne in die Gesellschaft eingliedern. Es kommt immer auf die Menschen, das Zeil, die Intentionen, die Umstände usw. an. Was will man, wo kommt man her, wo will man hin, welche Ziele hat man.
    Ich könnte jetzt einen Aufsatz beginnen, aber das bringt uns zu sehr vom Thema ab :)

    Zitat

    Deshalb werden Özil, Gündogan und deren Nachfahren nie das werden, was ich geworden bin - ein assimilierter Deutscher.

    So einfach ist das aber auch nicht. Es spielen viele Faktoren mit rein. Bei Dir wäre ja auch die Frage, wann Deine Vorfahren aus Polen und Russland kamen - vor 1-2 Generationen? Vor 3-4 Generationen? Außerdem sind sie aus ganz anderen Gesichtspunkten gekommen, als es viele heute tun. Und die Polnische und Russische Kultur steht der Preußischen Kultur näher als arabische Kulturen. Da gibts Unterschiede. Außerdem hat man sich mit dem Deutschen Kaiserreich als Pole vor 120 Jahrne mehr identifizieren können als es arabischstämmige heute mit der Bundesrepublik tun. Und am Ende sind es dann auch immer individuelle Angelegenheiten - wie denkt der einzelne Mensch, welche Ziele hat er, wie wird er erzogen usw usw. Also ein sehr facettenreiches Thema, dasm an nicht auf einen Satz herunterbrechen kann.

    Auch das Thema mit "Erdogan - mein präsident" ist nicht so einfach auf das Thema Staatsangehörigkeit und Wahlberechtigung runterzubrechen, wobei ich natürilch weiss was Du meinst.

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    Konfizius

  • Ja, Du hast absolut recht, dass das heute ganz andere Umstände sind im Rahmen einer

    So einfach ist das aber auch nicht. Es spielen viele Faktoren mit rein. Bei Dir wäre ja auch die Frage, wann Deine Vorfahren aus Polen und Russland kamen - vor 1-2 Generationen? Vor 3-4 Generationen? Außerdem sind sie aus ganz anderen Gesichtspunkten gekommen, als es viele heute tun.

    Ja, das stimmt natürlich, weit ist man damals ja auch nicht gekommen. Meine polnischen Vorfahren dürften schon vor 150 Jahren ins Ruhrgebiet gezogen sein. Die meisten leben auch noch dort. Auch wenn Schimanski nur eine Serienfigur war - der Name ist heute noch typisch für die Region.


    Albert Einstein ließ sich in den USA einbürgern, aber vermutlich konnte auch er seine deutsche Seele nicht ganz ablegen. Seine letzten Worte sprach er in deutsch. Da nur eine amerikanische Putzfrau bei ihm war, weiß niemand, welches seine letzten Worte waren.


    Die Motive dürften sich indes nicht so sehr geändert haben. Damals wie heute suchte man nach einem besseren Leben. Flüchtlinge gab es auch schon, aus Frankreich, den Niederlanden oder aus Österreich.

  • Gerade bei den Ruhrpottpolen wars ja auch so, dass sie eine Parallelgesellschaft aufgebaut haben - was wohl friedlich ablief, wobei ich mich damit nicht so beschäftigt habe. Dennoch wurde das nicht gerne gesehen und die deutsche Regierung hat soweit ich das mal mitbekommen habe, Gesetze erlassen oder zumindest dafür gesorgt, dass da eine andere Struktur rein kommt, damit kein Kleinpolen im Ruhrpott entsteht. Wobei man mit sowas rechnen muss, wenn man das im großen Maße betreibt. Und wenn die Leute friedlich sind und die mitgebrachte Kultur sich mit der ansässigen Kultur sich verträgt, finde ich das auch in Ordnung. Ich finds ja auch in Ordnung, wenn sich deutsche Siedlungen in Russland, Brasilien oder den USA (wobei das nochmal ein anderer Background ist) bilden.


    Die Geschichte mit Albert Einstein ist interessant, die kannte ich noch gar nicht.


    Die einfachen Leute die bis vor wenigen Jahrzehnten ausgewandert sind, haben im Laufe ihres Lebens ihre Muttersprache oft schon halb verlernt. Das kriege ich immer wieder mit, wenn ich alte deutsche Briefe aus den USA lese. Von meiner Frau eine Verwandte ist auch in den 70er jahren oder so nach Kanada gezogen und hat einen Engländer geheiratet - ihr deutsch hört sich alles andere als gefestigt an.


    Bzgl. Deinen letzten Absatz: Ja die Motive (mal grob zusammengefasst) sind gleich, aber die Rahmenbedingungen sind andere.

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    Konfizius

  • Parallelgesellschaften bauen sich immer zunächst auf. Früher ist das sogar gefördert worden, z.B. durch das Holländische Viertel in Potsdam. Noch heute gibt es im alten Neuköllner Dorfkern eine böhmische Gemeinde. Hier gab es vor 200 Jahren sogar eine eigene Gerichtsbarkeit, d.h. sie unterstanden nicht der preußischen Justiz.


    Insofern sind wir heute schon ein gutes Stück weiter, aber wir können nichts erzwingen, dann machen die Migranten dicht. Doch wir sollten es fördern. Offenbar ist es immer noch so, dass man - wenn auch wohlwollend, - zwar über sie spricht aber nie mit ihnen.


    Wobei sich dann wieder die Frage ergibt, ob sie uns verstehen. :huh: Ich würde immer jedem Ausländer raten, deutsch zu lernen und sich einbürgern zu lassen, wenn dafür eine Möglichkeit besteht. Als Beamter sehe ich immer wieder die bürokratischen Probleme, die Ausländer haben, die Deutschen aber nicht. Das hängt allein schon damit zusammen, dass sie eben einen ausländischen Pass haben, der mit den Meldedaten in Deutschland nicht immer übereinstimmt. Das sind Rennereien, von denen können wir nur träumen.


    Auch das wäre für mich ein Motiv, Deutscher zu werden.


    Um zum Fußball zurückzukommen: Diesmal haben alle die Deutsche Hymne mitgesungen - nur Andy Köpke nicht. :/ Dem war wohl gerade nicht danach. <X

  • Kleine Info am Rande: Gestern habe ich gelesen, dass mittlerweile ein Drittel der schulpflichtigen Deutschen einen Migrationshintergrund hat.

    Wenn ich mir den neuesten Verfassungsschutzbericht anhöre, sollten wir schleunigst einen Weg finden, damit vernünftig umzugehen.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • Ganz einfach: lassen, wie es ist. Es wäre gefährlicher, die jungen Leute zur Entscheidung zu zwingen. Gestern berichtete die Tagesschau davon. Viele fühlen sich immer noch zur Türkei hingezogen, ihrer Wurzeln wegen, mögen aber auch unser Land. Wenn du ihnen ein Entweder-Oder aufdrückst, werden sie sich eher zurückziehen, also innerlich, nicht äußerlich.

  • Mir geht es nicht um ein Entweder-Oder. Was du sagst habe ich heute im Gespräch mit Jugendlichen mit Migrationshintergrund auch gehört. Ich habe aber auch im Gespräch mit türkischen Jugendlichen gehört, wie sie Opfer von Alltagsrassismus geworden sind, allein wegen ihren Aussehens. Und das weiß ich auch von anderen Fällen.

    Aber hast du den Verfassungsschutzbericht nicht erfahren? Der Zulauf zu den Reichsbürgern hat sich im letzten Jahr um 65% oder so erhöht! Das ist es, was mir Sorgen macht.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

    5 Mal editiert, zuletzt von Austernprinzessin ()

  • Austernprinzessin: Mir machen auch die 770 Gefährder mit islamischen Hintergrund sorge. https://www.tagesschau.de/inla…ngsschutzbericht-127.html


    Aber auf dem Auge bist Du entweder blind oder blendest Du das Einfach nur aus?


    Natürlich muß was hier in Deutschland passieren damit sich aüch die türkische Gemeinde angenommen und angekommen fühlt.

    Aber das schaft die deutsche Seite nicht allein.



    Und auch ich finde diesen Alltagsrassismus zum Kotzen.

  • Zitat

    Aber auf dem Auge bist Du entweder blind oder blendest Du das Einfach nur aus?

    Bevor du dir Sorgen um meine Sehstärke machst, kannst du mal überlegen, weshalb man in Deutschland steigende Zahlen bei islamistischen Gefährdern hat.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)