Die unvollkommene Liebe (1940) mit Willy Fritsch

  • Ein Film von Willy Fritsch, über den man eher nicht soviel mitbekommt. An der Seite von Willy Fritsch spielen in diesem Film unter anderen noch Liane Haid und Ida Wüst. Heutzutage ist der Film leider fast vollständig in Vergessenheit geraten. Wie erfolgreich war der Film zur damaligen Zeit? Ich kenne den Film bisher leider nicht, und weiß auch nicht, ob der Film schon mal im Fernsehen ausgestrahlt wurde. Eine DVD-Veröffentlichung liegt meines Wissens auch noch nicht vor

  • Ich kenne den Film. Ist aber leider nicht unbedingt ein Highlight in Fritschs Filmkarriere. So ein typisches liebes-folgsames-Mädel-lässt-sich-vom-weitgereisten-Geschäftsmann-die-Welt-erklären-Drama.
    Ab 1940/1941 hat man Willy Fritsch ja leider öfter mal auch in B-Filmen besetzt, also harmlosen Filmchen, von wenigen Ausnahmen wie „Wiener Blut“, „Dreimal Hochzeit“ und „Die Fledermaus“ mal abgesehen. Darunter fällt dann auch „Die unvollkommene Liebe“. Der Film war damals durchschnittlich erfolgreich und ist deshalb ja auch weder positiv noch negativ in die Annalen der Filmgeschichte eingegangen.
    Gisela Uhlen war damals allerdings der aufstrebende Stern, und sie gewissermaßen im Stil der Zeit still leidend in dem Film in Szene zu setzen, ist aber gelungen.

  • Danke für die spannenden Informationen.


    Zitat

    "Ab 1940/1941 hat man Willy Fritsch ja leider öfter mal auch in B-Filmen besetzt, also harmlosen Filmchen, von wenigen Ausnahmen wie „Wiener Blut“, „Dreimal Hochzeit“ und „Die Fledermaus“ mal abgesehen."


    Den Film "Wiener Blut" habe ich auch schon mal gesehen. Hat mir sehr gut gefallen. Es ist schon etwas länger her, seit ich den Film gesehen habe. Aber ich habe auch diesen Film eher als harmlosen Unterhaltungsfilm in Erinnerung, was mich aber nicht stört, da ich mir harmlose Unterhaltungsfilme auch gerne ansehe. Kann es sein, dass ich den Film falsch in Erinnerung habe?

  • Kann es sein, dass ich den Film falsch in Erinnerung habe?


    Das weiß ich nicht, Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden.


    Klar ist „Wiener Blut“ auch „nur“ ein Unterhaltungsfilm, aber er knüpft für meinen Begriff auf gewisse Weise angenehm an das spritzige Kino der Weimarer Republik an, hat wunderbare Dialoge und setzt bei genauem Hinhören auch bestimmte Akzente, die 1942 sehr mutig waren. So lässt der österreichische Regisseur Willy Forst seinen Darsteller des Fürsten Metternich an einer Stelle sarkastisch sagen: „Aber, aber. Europa ergibt sich seinem Schicksal doch freudig und hoffnungsvoll“, was man aus der Situation heraus durchaus als Anspielung auf die aktuellen Verhältnisse deuten kann (als der Film gedreht wurde, stand das Dritte Reich auf dem Gipfel seiner Ausdehnung bis zum Kaukasus), ferner ist stets von „reußischen Verhältnissen“ die Rede (eine Anspielung auf Preußen), und Willy Fritsch in seiner Rolle als Graf Wolkersheim von Reuß-Schleiz-Greiz ist hier sicher auch nicht zufällig besetzt, denn seine Rolle ähnelt in bestimmten Szenen bis hin zur Uniform doch sehr an die aus „Der Kongress tanzt“ von 1931. Parallel dazu wird der Fürst Metternich von Ernst Fürbringer dargestellt, der so detailgetreu hergerichtet ist, dass er als glatte Kopie von Conrad Veidt in dieser Rolle 1931 durchgehen könnte. Dialoge wie „Der Kongress tagt nicht - er tanzt!“ sind ebenfalls identisch mit dem 1931er-Film.
    Deshalb mag ich den Film, weil er so intelligent ist. Außerdem spielt Willy Fritsch fantastisch darin, absolut auf Augenhöhe mit Hans Moser und Theo Lingen, so dass man merkt, was für ein guter Komödienspieler er eigentlich war und sonst teilweise völlig unter Wert besetzt wurde.


    Willy Forst und Willy Fritsch waren seit den Zwanziger Jahren locker befreundet und sind in denselben Lokalitäten verkehrt (u.a. im Restaurant „Mutzbauer“ in Berlin). Bei der Arbeit hat Forst Fritsch ja dann 1932 bei „Ein blonder Traum“ kennengelernt. Er wollte Fritsch 1938 auch für seinen Film „Bel Ami“ schon besetzen, das hat aber zeitlich nicht geklappt. Ab 1941 hat er Fritsch dann für drei Filme nach Wien geholt und u.a. dann auch selber „Wiener Blut“ mit ihm gemacht.


    Goebbels jedenfalls fand „Wiener Blut“ damals trotz aller Anspielungen angeblich so gut gemacht, dass er gekocht haben soll vor Wut und neidisch die Frage aufgeworfen haben soll, warum die Berliner nicht in der Lage seien, so einen Film über Berlin zu machen wie Forst über Wien gemacht hat.