• Zitate aus:


    Unklare Quellenlage / Todesdaten usw.



    Vogel Specht:

    Zitat

    "Ein weiteres Beispiel ist mir gerade aufgefallen:

    https://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCrgen_Ohlsen

    Zitat

    Jürgen Ohlsen, der den "Hitlerjungen Quex" spielte. Es gibt gerüchte, dass er in den 30er Jahren "unauffällig beseitigt" wurde. Während bei imdb.com angegeben wird, dass er 1994 in Düsseldorf verstorben ist. Was stimmt nun? Quellen gleich Null...."



    Conrad:

    Zitat

    Was den Artikel über Jürgen Ohlsen betrifft: Es ist ja schön, dass der Autor den Begriff "historisch-kritisch" kennt, aber offensichtlich hat er keine Ahnung davon, was der bedeutet. Oder er ignoriert das, denn sonst hätte er seinen Artikel radikal zusammenstreichen müssen.


    Zitat


    Nebenbei gesagt, wie amateurhaft dieser Artikel verfasst wurde, merkt man auch daran, dass er ab dem dritten Absatz urplötzlich zu einem Artikel über Baldur von Schirach wird.


    Übrigens: Um das Ganze noch etwas zu verkomplizieren.. Hier der englischsprachige Artikel :D
    https://en.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCrge…en#cite_note-13



    Ein spannendes Thema. Ich habe in letzter Zeit auch etwas zu Jürgen Ohlsen recherchiert. Diese 2 grundverschiedenen Angaben sind schon sehr interessant. Zum einen soll er, wie Vogel Specht schon erwähnt hat, nach 1940 von NS-Regime unauffällig beseitigt worden sein, zum anderen soll er, wie Vogel Specht auch schon erwähnt hat, 1994 in Düsseldorf gestorben sein. Ich finde es ja schon merkwürdig, dass 2 sehr unterschiedliche Angaben existieren. Und ich frage mich ja auch wie dieser Irrtum zustande kommen konnte. Absichtlich wird wohl kaum jemand Falschinformationen über Jürgen Ohlsen verbreitet haben. Das James Ohlsen von der NSDAP unauffällig beseitigt wurde, hat ja (laut Wikipedia) James Ohlsen (möglicherweise ein Verwandter von Jürgen Ohlsen) in einem Interview vermutet. Dieses Interview wurde 1994 geführt, in dem Jahr, in dem Jürgen Ohlsen, laut einer anderen Quelle, gestorben ist. Ich wundere mich ja, warum James Ohlsen das bisher nur vermutet. Wenn er mit Jürgen Ohlsen verwandt ist, müsste er ja wissen, dass er deportiert wurde. Außerdem müsste er doch noch mehr Verwandte haben (Nachfahren), die sich daran erinnern. Allerdings ist natürlich auch nicht sicher wie die Nationalsozialisten das Wort "unauffällig" definieren. Vielleicht haben die Nationalsozialisten ihn auch bei Nacht aus seiner Wohnung deportiert, als es keiner gemerkt hat, sodass man wirklich nur vermuten kann.



    Austernprinzessin
    Der Artikel von dem Sie gerade im Zitat gesprochen haben, wo könnte ich den finden? Interessieren würde mich dieser Artikel nämlich schon, auch wenn ich mich eher für Jürgen Ohlsen, als für Baldur von Schirach interessiere

  • Zitat von Nostalgie Fan:

    Zitat

    " Das James Ohlsen von der NSDAP unauffällig beseitigt wurde, hat ja (laut Wikipedia) James Ohlsen (möglicherweise ein Verwandter von Jürgen Ohlsen) in einem Interview vermutet. Dieses Interview wurde 1994 geführt, in dem Jahr, in dem Jürgen Ohlsen, laut einer anderen Quelle, gestorben ist. Ich wundere mich ja, warum James Ohlsen das bisher nur vermutet. Wenn er mit Jürgen Ohlsen verwandt ist, müsste er ja wissen, dass er deportiert wurde"

    Ich muss mich jetzt selbst korrigieren, da ich nach erneuten Recherchen gemerkt habe, dass ich in meinen Ausführungen einen entscheidenden Fehler gemacht habe. Lange Zeit war mir das gar nicht so bewusst, bis ich dann in einer Quelle des Wikipedia-Artikels soweit ich die Möglichkeit hatte, genauer nachgeforscht habe: https://books.google.de/books?…ZAhXE_qQKHZRfA30Q6AEIKTAA


    Demnach ist James Ohlsen tatsächlich mit Jürgen Ohlsen verwandt. Er lebt (hoffentlich noch) in den USA und forscht von dort aus zu Jürgen Ohlsen um herauszufinden, was aus ihm geworden ist. Das Jürgen Ohlsen in den 1940er Jahren unauffällig "beseitigt" wurde war übrigens kein Ereignis, dass durch eine historische Quelle belegt wurde. Es handelt sich dabei um eine Vermutung, die James Ohlsen 1994 in einem Interview für einen Zeitungsartikel geäußert hatte. Ich weiß jetzt leider nicht, ob es sich um einen US-Zeitungsartikel oder um einen Artikel für eine deutsche Zeitung handelt. Wenn man den Artikel finden könnte, wäre das sicher sehr hilfreich. Aber wie einfach oder schwierig sich das gestaltet, kann ich zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht sagen

  • Was die Forschung zu Jürgen Ohlsen angeht, gibt es einige Neuigkeiten. Diesbezüglich wollte ich schon vor längerer Zeit einen Beitrag hier im Thema schreiben, aber die letzten Monate waren bei mir leider sehr arbeitsreich und die Zeit, um diesen längeren Beitrag zu realisieren, fehlte mir leider an allen Ecken und Enden. Zuerst möchte ich erwähnen, dass die neuen Erkenntnisse zu Jürgen Ohlsen nicht mir zu verdanken sind, sondern unserem Forenmitglied Filmfan und darüber hinaus noch den Autoren der Webseite germanfilms.net und dem Berlin Bach Channel. Näheres dazu in den folgenden Absätzen.


    Nachdem ich in einer Amazon-Rezension zu der VHS-Kassette des Jürgen-Ohlsen-Films "Wunder des Fliegens" (1935) für mich neue biografische Informationen über Jürgen Ohlsen erfahren habe, habe ich Filmfan per E-Mail kontaktiert und ihn gefragt, ob ihm Näheres dazu bekannt ist. Zu meiner Überraschung habe ich von ihm erfahren, dass er selbst diese Rezension verfasst hat. Er hat mir daraufhin von seinen Nachforschungen berichtet und auf weiterführende Quellen zu Jürgen Ohlsen hingewiesen, auf die er aufmerksam geworden ist. Da er selbst viel zu tun hat und nicht die Zeit findet, hier im Forum ausführlich darüber zu berichten, hat er mir auf meine Anfrage hin erlaubt, auf die neuen Erkenntnisse zu Jürgen Ohlsen und auf die weiterführenden Quellen hier im TV-Kult-Forum zu verweisen.


    Zuerst einmal die Rezension, die Filmfan bei Amazon zur VHS-Veröffentlichung des Films "Wunder des Fliegens" verfasst hat und die einige biografische Angaben zu Jürgen Ohlsen enthält:


    Ich habe diesen Film gekauft, weil ich besonders den jungen Hauptdarsteller Jürgen Ohlsen etwas näher kennenlernen wollte. Leider hat dieser nur in zwei Filmen mitgespielt, wovon einer der umstrittene NS-Film "Hitlerjunge Quex" ist. Es ist bedauerlich, daß Jürgen Ohlsen nicht mehr Filme gedreht hatte. Auch in diesem Film "Wunder des Fliegens", der recht harmlos erscheint, zeigt sich am Ende, wer der Schirmherr dieses Films war: Hermann Göring! Leider muss man sagen, denn die Karriere des jungen Jürgen Ohlsen war danach im Bereich des Films beendet. Im gleichen Jahr warf man ihn aus der Hitlerjugend, weil er nachweislich mit jungen Juden Tennis gespielt hatte und diese zu sich nach Hause eingeladen hatte. Erst später bekam er wieder Gelegenheit sich im Krieg zu bewähren, was ihm aber keinerlei Vorteile brachte. Nach dem Krieg arbeitete Jürgen Ohlsen im Baugewerbe (unter anderem für den Strassenbau) in Deutschland und starb am 23. September 1994 im Alter von 77 Jahren in Düsseldorf. Ob es mit ihm nach dem Krieg geführte Interviews gegeben hatte, ist mir leider nicht bekannt. Wer hierzu mehr weiß, möge sich bitte melden! Der Film ist aber auf jeden Fall sehenswert und auch aus historischer Sicht nicht zu verachten.

    Quelle: https://amzn.to/3Qrvv43 [Anzeige]


    Zum Ausschluss von Jürgen Ohlsen aus der Hitlerjugend nannte Filmfan mir diese beiden Quellen, die in der Quellenedition "NS-Presseanweisungen der Vorkriegszeit" zu finden sind: https://books.google.de/books?…end%201935%2C%20J&f=false


    Außerdem berichtete Filmfan mir, dass er neben mir und James Ohlsen nicht der Einzige ist, der über Jürgen Ohlsen Näheres in Erfahrung zu bringen versucht. Für die englischsprachige Webseite germanfilms.net haben ebenfalls ein paar Personen Forschungsarbeit betrieben und ihre Ergebnisse zugänglich gemacht. Wer die Forschungsarbeit betrieben hat, steht aber nicht dabei. Hier der Link: https://germanfilms.net/jurgen-ohlsen/


    Darüber hinaus hat Filmfan mich auf den Eintrag zu Jürgen Ohlsen auf der Webseite findagrave.com verwiesen. Dort ist angegeben, wo Jürgen Ohlsen in Düsseldorf begraben liegt. Darüber hinaus finden sich hier ein paar Fotografien von Jürgen Ohlsen: https://de.findagrave.com/memorial/134954617/j


    Was ebenfalls an dieser Stelle erwähnenswert ist: Filmfan erhielt über Youtube einen Hinweis von dem Youtube-Kanal "Berlin Bach Channel" mit einem Link zu einem Zeitungsartikel aus der "Salzburger Chronik" vom 16.03.1935 unter der Überschrift "Homäopathische Dosen für den deutschen Film", in dem darüber berichtet wurde, dass Jürgen Ohlsen wegen "Vergehen gegen den Homosexuellenparagraph" ins Konzentrationslager deportiert wurde: https://anno.onb.ac.at/cgi-con…ch&datum=19350316&seite=8


    Außerdem hat Filmfan in Erfahrung gebracht, dass Jürgen Ohlsen auch an dem Hörspiel "Winke, kleiner Wimpel" (1933) an der Seite von Heinrich George und Josef Sieber mitgewirkt hat und das sich das Hörspiel heute im Rundfunkarchiv des RBB in Berlin befindet.


    Vor wenigen Wochen wurde auch der Wikipedia-Artikel zu Jürgen Ohlsen überarbeitet und um weitere biografische Informationen ergänzt.


    Soweit erstmal der aktuelle Stand. Die neuen Erkenntnisse zeigen meiner Ansicht nach einmal mehr, das Jürgen Ohlsen eine historisch sehr interessante Persönlichkeit ist. Man darf hoffen, dass sich noch einiges über seine Lebensgeschichte in Erfahrung bringen lässt.