Ent-oder-Weder!

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Termin: 22.07.2010 - 23:10 Uhr | Sender: ZDFneo

Beschreibung

Der Fernsehsender ZDFneo wird um ein interessantes Format erweitert. Nachdem der junge Sender nach seinem Start im November 2009 aufgrund der ausgewiesenen 0,0 Prozent-Reichweite während der US-Serie "30 Rock" für negative Schlagzeilen sorgte, scheint es nun bergauf zu gehen. Bereits im Juni entschieden sich die ZDF-Verantwortlichen, die Eröffnungsfeier der Fußball-WM 2010 live und exklusiv auf ZDFneo auszustrahlen.

Nun wird das Programmschema um die Improvisationstalk-Comedy mit dem lautstarken Titel "Ent-oder-Weder!" erweitert. In insgesamt sechs halbstündigen Ausgaben wird der Moderator Thomas Herrmanns Mit Gästen wie Oliver Kalkofe und Bernhard Hoëcker über pikante Themen diskutieren. Man darf gespannt sein, ob die Sendung gefallen findet.

Kritik

Alleine die Besetzung mit dem Medienterminator Oliver Kalkofe und dem TV-Schlaumeier Bernhard Hoecker erschien schon für den Comedy-Fan vielversprechend. In dieser neuen Show ist Spontaneität und Improvisationstalent gefragt und bei den Gästen der ersten Folge, nämlich Hella von Sinnen und Michael Kessler, sollte wohl kein Zweifel bestehen, dass diese vorhanden sind. Zusammen mit dem Moderator Thomas Hermanns erinnert diese Besetzung stark an das Panel von "Genial daneben".

Es gibt zwei Teams, die gegeneinander spielen, wovon eines eine Pro- und das andere eine Contra-Haltung einnimmt. Doch keiner außer Thomas Hermanns weiß, welche skurrilen Themen zur Sprache kommen werden. Es geht dann wie in der heutigen Sendung um schräge Forderungen wie etwa eine Overalltragepflicht für alle Bürger, die Abschaffung der Monogamie oder die Neukomposition der deutschen Nationalhymne durch Stefan Raab. Die Gemeinheit ist außerdem, dass Hermanns auch bestimmt, wer welche Position einnehmen soll. So wurde gleich Hella von Sinnen dazu verdonnert, gegen ihre Überzeugung für ein Recht auf eine jährliche Schönheits-OP zu plädieren. Sie sollte sich auch im Verlauf der Show nicht immer exakt an die Regeln halten. Aber genau das erwartet man ja eigentlich bei einem solchen Show-Konzept, das regelrecht dazu einlädt, die Regeln zu brechen.

In der ersten Runde sollten die Kandidaten nach vorne auf das Podium gehen und ihre aufgedrückte Meinung kundtun. Michael Kessler hat seine Abneigung gegen das Recht auf die jährliche Schönheits-OP auf jeden Fall überzogen überzeugend vorgetragen und sich dabei nicht davor gescheut, seine eigenen Gebrechen ins Spiel zu bringen. Im nächsten Spiel mussten die Kandidaten dann einen Bildervortrag zu ihrer vorgegebenen These halten, aber sie wussten natürlich nicht, welche Bilder gezeigt würden. In Wissenschaftlerkreisen ist ein ähnliches Spiel auch unter der Bezeichnung Power-Point-Karaoke bekannt. Auf jeden Fall hatte Oliver Kalkofe dabei wieder einmal die Möglichkeit, sich von seiner fiesen Seite zu zeigen, wie man es von seiner "Mattscheibe" und seinen Soloprogrammen her kennt.

Während in den ersten beiden Spielen nur jeweils einer aus dem Team vorgetragen hatte, musste beim nächsten Spiel das Team gemeinsam seine These vertreten. Doch bei Hoecker und von Sinnen läuft die Sache ein bisschen aus dem Ruder, wie fast schon zu erwarten war, wenn sich Hella von Sinnen stark in die Position hereinsteigert, dass Gott eine Frau sein soll. Überhaupt trägt sie ihre vorgegebene Haltung teilweise mit einer Ernsthaftigkeit vor, dass man sich fragt, ob sie das Spiel überhaupt noch als Spiel betrachtet. Daher wundert es einen auch nicht, wenn sie beim darauf folgenden Spiel, nämlich der offenen Talkrunde, einfach mal eben die Seite wechselt und ihren Teamkollegen Hoecker mit seiner Meinung alleine zurücklässt.

Besonders viel Spontaneität ist beim letzten Spiel gefragt. Hier muss der Kandidat, in diesem Fall war es Hoecker, seine Haltung auf ein Pfiffsignal hin wechseln, mitten im Satz! Für Hoecker war das natürlich kein Problem und auch Hella von Sinnen konnte es wieder mal nicht lassen, sich einzumischen. Auch das Publikum wurde mit einbezogen. Nicht nur nach jedem Spiel sollte es durch Klatschen entscheiden, welches Team seine Meinung überzeugender behauptet hat, am Ende sollte es durch einen "Hammelsprung" für ein Team votieren. Das heißt, das ganze Publikum erhebt sich von den Sitzen und stellt sich im wahrsten Sinne des Wortes hinter eines der Teams. Eine solche Publikumsinteraktion sieht man im deutschen Fernsehen wohl selten.

Die erste Folge von Ent-oder-Weder war auf jeden Fall durchweg unterhaltsam und es hat viel Spaß gemacht, sie anzuschauen. Leider ging die halbe Stunde recht schnell vorüber. Endlich mal wieder ein neues, überzeugendes Comedy-Konzept, was im deutschen Fernsehen leider keine Selbstverständlichkeit ist. (jh)