Elton vs. Simon - Staffel 2

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Termin: 17.07.2010 - 22:15 Uhr | Sender: ProSieben

Beschreibung

Lange haben die Zuschauer auf neue Folgen des ewigen Duells zwischen Elton und Simon Gosejohann warten müssen. Am 17. Juli ist es endlich soweit und ProSieben wird in den kommenden Wochen insgesamt sieben Episoden der Show ausstrahlen.

Ob es eine kluge Entscheidung war, das Programm auf einen späten Sendeplatz während des Sommerlochs zu legen, wird sich zeigen.

Kritik

Pünktlich um 22:15 Uhr debütierte am gestrigen Samstag die zweite Staffel von "Elton vs. Simon " Die Show" auf ProSieben. Die Erwartungen hätten unter den Fans unterschiedlicher nicht sein können. Verfechter der originalen Serie ("Elton vs. Simon", 2004-2006, 2 Staffeln) konnten schon der Formatänderung im Frühjahr 2008 nur wenig Positives abgewinnen. So zerrte man die Protagonisten, welche bis dato ihre Wettbewerbe in einer gemeinsamen Wohnung unter Beobachtung von Kameras meist über mehrere Tage hinweg austrugen, in ein Studio und produzierte acht sogenannte Live-Shows mit Mini-Wettbewerben, welche allerdings weder live ausgestrahlt wurden, noch besonderen Show-Charakter besaßen. Allerdings erschloss sich ProSieben durch diese konzeptionelle "nderung auch neue Zuschauerschichten, welchen der manchmal kindische, oft aber auch subtile und schwarze Humor des Serienvorgängers zu extrem erschien.
Der Wahnwitz dieser skurilen, teilweise gar absurden Wettbewerbe, denen sich Elton und Simon stellten, lebte nicht zuletzt von andauerndem, gegenseitigem Geplänkel, von Betrugsversuchen und Beschimpfungen, von vollem Körpereinsatz und dem eisernen Willen, auch den noch so unsinnigsten Wettbewerb für sich zu entscheiden. Die Kameras wiederum saßen den beiden zu jeder Tages- und Nachtzeit im Nacken, es gab weder Drehbuch noch Regisseur, jede Szene verlief spontan und wurde (bis auf einige wenige Ausnahmen) so gezeigt, wie sie dem Kamerateam vor die Linse sprang. Alles erinnerte mehr an eine Independent-Produktion als an die Serie eines großen Privatsenders. Doch genau dieser Zusammensetzung ist der Erfolg von "Elton vs. Simon" zu verdanken.

Offensichtlich leidet jedoch auch die zweite Staffel der Showvariante an den gleichen Krankheiten, welche in Fankreisen bereits 2008 diskutiert und kritisiert wurden. Zunächst muss sich ProSieben die Frage gefallen lassen, weshalb es bei einer Show mit zwei extrem spontanen und guten Wortführern wie Elton und Simon vonnöten sein soll, eine Moderatorin vorzuschieben " eine, welche noch exzessiver an den Moderationskärtchen klebt als Günther Jauch, welche noch monotoner und lustloser daherplappert als Günther Netzer, welche noch weniger Spontanität als Sandra Maischberger besitzt. So zieht also eine Johanna Klum hölzern und herrisch durch die Sendung und erstickt mit ihrer Unmoderation auch den kleinsten Versuch von Simon oder Elton (so diese denn überhaupt zu Wort kommen), die Stimmung durch einige lockere Sprüche zu heben, sofort im Keim.

Auch inhaltlich hat man stark abgebaut. Während frühere Wettbewerbe fast immer mit Wahnwitz und Originalität punkten konnten, beschränkt man sich jetzt auf dämliche Aktionen wie das Erlecken verschiedener Bodenbeläge (sic!) " bei "Wetten, dass..?" wäre sowas noch durchgegangen " oder beruft sich jetzt auf das mittlerweile salonfähig gemachte Ekelfernsehen und setzt den beiden ein wenig ödes Kleingetier auf den Bauch, welche sie dann erfühlen müssen. Ein Grund für diese Einfallsarmut dürfte das Fehlen von Eltons eigenem Unternehmen elton.tv bei der Produktion sein, welche im alten Format noch dafür sorgte, dass kreative Köpfe wie Simons Bruder Thilo Gosejohann stark in den Produktionsprozess eingebunden wurden.
So plätschert also ein langweiliger Wettbewerb nach dem anderen am Auge des Zuschauers vorbei, dazwischen darf man sich zeitlich größere Wetten im Zusammenschnitt ansehen, welche dann allerdings auch in die Wertung einfließen (aus konzeptioneller Sicht gesehen eine absolute Katastrophe), und irgendwann steht dann also Elton als Sieger fest, welcher zwei unentschiedene Wettbewerbe nur durch banale Stechen-Spielchen gewann. Die Bestrafung für Simon folgt konsequent dem allgemeinen Tenor der Sendung und bleibt weder spektakulär noch erwähnenswert.
Im Schnitt beweist sich erneut, dass man als Zuschauer Ankündigungen, bei welchen Sender mit Superlativen nicht geizen ("gefährlichste", "größte", "spannendste", "härteste" Show/Wettbewerb "aller Zeiten"), mit äußerster Vorsicht genießen sollte. ProSieben hat es erneut geschafft, eine Sendung mit Potential zu begraben, und so gesellt sich "Elton vs. Simon " Die Show" zu all den anderen niveau- und einfallslosen "Jetzt bitte klatschen!"-Sendungen im deutschen Fernsehen. (jb)